Schubladendenken – nein danke!

Schon seit Juli 2022 läuft inzwischen die Solidaritätskampagne von XXelle PLUS. Die beiden Sprecherinnen, Alexandra Frings von der Aidshilfe Aachen und Birgit Körbel von der Aidshilfe Köln, und ihre Mitstreiterinnen waren positiv überrascht und erfreut, was für tolles Feedback aus der Community gekommen ist.

"Das hat uns bestärkt, weiter dranzubleiben", sagt Frings. Im ersten Schritt ging es den Aktivistinnen vor allem darum, in der Community auf die HIV-positiven Frauen aufmerksam zu machen, die immerhin 20 Prozent der HV-positiven Menschen in Deutschland ausmachen. Entsprechend lautete der Slogan "HIV ist auch weiblich". 

Nun wird, pünktlich zum Welt-Aids-Tag am 1. Dezember, die Kampagne in die nächste Runde gehen: "Wir möchten jetzt vor allem Menschen im Medizinsystem erreichen", erklärt Frings. Der Slogan lautet diesmal "Wir passen nicht in eure Schubladen!" und soll im Rahmen einer Postkartenaktion an Schwerpunktärzt*innen, Gynäkolog*innen, Hebammen, Zahnärzt*innen, Kliniken und Gesundheitsämter verschickt werden. Hintergrund des Slogans sind Zuschreibungen und Vorurteile, die es gegenüber HIV-positiven Frauen gibt.

Schubladendenken ist aber fehl am Platz, denn mit der Lebensrealität der Frauen haben die ihnen zugedachten Schubladen nichts zu tun. "Wir möchten zunächst Kooperationspartner*innen im Gesundheitswesen ansprechen, zu denen schon Kontakt besteht, und hoffen, sie als Multiplikatoren für uns und unser Thema gewinnen zu können", sagt Frings. Besonders wichtig sei es den Aktivistinnen, medizinisches Personal zu sensibilisieren und dazu anzuregen, das eigene Handeln zu reflektieren. Die nachwachsende Generation von medizinischem Personal sollte standardmäßig im Bereich HIV geschult werden, fordern die Frauen von XXelle PLUS.

"Das muss in der medizinischen Ausbildung noch stärker verankert werden", bringt es Frings auf den Punkt. Bisher seien die Wissensstände zu HIV sehr unterschiedlich, teilweise seien in den Praxen nicht einmal die gängigen Leitlinien bekannt. Und auch an der richtigen Haltung mangele es manchmal. Dann würden Frauen mit Vorurteilen über Infektionswege konfrontiert oder ihnen würden unangemessene Fragen gestellt.

Fatal wird ein Mangel an Wissen, wenn die HIV-positiven Frauen dadurch in ihrer Gesundheit beeinträchtigt werden, etwa bei Spätdiagnosen, oder wenn die Frauen nicht die Behandlung bekommen, die sie sich wünschen. Dies kann etwa der Fall sein, wenn ihnen erklärt wird, eine vaginale Geburt oder das Stillen des Kindes seien unmöglich, obwohl sie erfolgreich mit Medikamenten das Virus unter der Nachweisgrenze halten. Bei entsprechender medizinischer Begleitung und erfolgreicher Therapie ist aber nach heutigem Kenntnisstand beides möglich.

"Wir wünschen uns außerdem, dass das Thema Sexualität viel selbstverständlicher im Gespräch mit Ärzt*innen vorkommt", stellt Körbel einen weiteren Aspekt heraus. Das könne zum einen vermeiden, dass Diagnosen erst erfolgen, wenn bei den positiven Frauen das Immunsystem schon stark angegriffen ist, zum anderen könne ein Gespräch über Sexualität aber auch Anlass sein, beispielsweise über PrEP zu sprechen, wenn die Einnahme für eine Frau in ihrer Lebenssituation sinnvoll ist.

Statements

Zuschreibungen von außen können sehr verletzend und diskriminierend sein. Die Aktivistinnen von XXelle PLUS sagen: "Wir passen nicht in eure Schubladen!" Einige von ihnen möchten (teils mit ihrem eigenen Namen, teils anonymisiert) erzählen, warum das so ist – und was sich aus ihrer Sicht ändern sollte.

Johanna: "Ärzt*innen sollten Frauen immer auf dem Schirm haben!"

Tanja: "Mehr Solidarität, auch im Gesundheitswesen!"

Mia: "Mehr Wissen über HIV!"

Elke: "Schwangere mündig behandeln!"

Alex: "Medizinisches Personal muss auf aktuellem Wissensstand sein!"

Silvia: "Vorurteile und Stigmata abbauen!"

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