Silvia: "Vorurteile und Stigmata abbauen!"
So habe ich meine Diagnose bekommen:
Meine Diagnose liegt schon einige Jahre zurück. Es war um Ostern herum, als ich schwer krank wurde, Fieber hatte und vom Notarzt ins Krankenhaus geschickt wurde. Der Verdacht: Harnwegsinfekt, Nierenbeckenentzündung. Wegen der Feiertage war nur wenig Personal im Dienst. Typische HIV-Symptome, etwa dass ich dehydriert war, wurden nicht gesehen. Auch die Tatsache, dass keine Bakterien gefunden wurden, brachte die Mediziner nicht von ihrer Diagnose ab. Keiner dachte in eine andere Richtung. Obwohl ich schwach war und keinerlei Kraft hatte, musste ich nach einer Weile das Krankenhaus verlassen, ausgestattet mit Antibiotika. Mein Mann stammt aus Afrika, er war häufig zu Besuch im Krankenhaus gewesen, ebenso viele Freunde und Verwandte. Einen oder zwei Monate später bekam ich einen Anruf von einem Freund meines Mannes, mit dem er gemeinsam bei einer Veranstaltung war. Ein anderer Bekannter sei Mediziner und habe gemeint, mein Mann sehe aus wie jemand, der Aids hat, sagte der Freund. Ich solle doch mal mit meinem Mann darüber sprechen. Ich habe darüber eine Weile nachgedacht und dann den Entschluss gefasst, selbst einen anonymen Test beim Gesundheitsamt zu machen. Das war meine Diagnose. Einige Zeit später bekam auch mein Mann seine.
In diese Schublade gehöre ich nicht:
Wie kommt man denn an so was? Diese Frage nehmen sich eine Menge Menschen heraus. Oder so Sprüche wie "HIV – Hab ich vergessen". Das finde ich absolut übergriffig. Die Leute machen dann aber ein dummes Gesicht, wenn man sagt: "War Sex, war geil!" Ich muss mich nicht verstecken und schämen, in diese Schublade lasse ich mich nicht stecken. Hobbymäßig bin ich bei einem schwul-lesbischen Karnevalsverein aktiv. Als Hete bin ich die einzige, die offen mit HIV umgeht. Alle anderen halten sich da sehr bedeckt, sie fürchten vermutlich den Statusverlust, auch in der Community. Das ist schon bedenklich, dass die Leute sogar innerhalb der Community in solche Schubladen gesteckt werden.
Das fordere ich:
Nicht nur in der Gesellschaft sondern auch in der Community müssen Vorurteile und Stigmata abgebaut werden. HIV sollte endlich ein normales Thema werden, niemand sollte sich rechtfertigen oder gar entschuldigen müssen. Frauen mit Brustkrebs wird Hilfe angeboten, sie bekommen Mitgefühl. Frauen mit der Diagnose HIV eher nicht. Ich bin aber dank Therapie auch nicht in klassischem Sinne krank, das ist noch so eine Schublade, die gerne von anderen benutzt wird. Und übrigens: Nur weil ich HIV-positiv bin, sind es meine Kinder nicht ebenfalls. Dieses Vorurteil wurde uns mal von einem Zahnarzt vorgehalten. Das sollte es heutzutage nicht mehr geben.
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