Tanja: "Mehr Solidarität, auch im Gesundheitswesen!"
So habe ich meine Diagnose bekommen:
Ich habe meine Diagnose 2017 bekommen, da war ich allerdings schon ziemlich lange krank und hatte eine Odyssee zu verschiedensten Ärzt*innen hinter mir. Es war aber niemand auf die Idee gekommen, mir einen HIV-Test anzubieten. Hetero, nimmt keine Drogen, ist keine Sexarbeiterin – da passte HIV wohl nicht ins Bild. Irgendwann ging es mir so richtig schlecht, ich hatte Hautausschlag, bekam schnell extreme Hämatome, hatte Aphten, Fieber, war erschöpft. Das einzig auffällige waren aus medizinischer Sicht aber die Thrombozyten. Am Ende war ich es dann selbst, die auf ein Ausschlussverfahren bestanden hat und alle möglichen Tests eingefordert hat – auch den HIV-Test. Der war positiv. Mein Hausarzt war mitgenommen, es tat ihm leid, dass es so lange gedauert hatte, die richtige Diagnose zu finden. Er hat mich zu einer Schwerpunktpraxis überwiesen. Es folgte eine weitere Odyssee mit knapp 150 Praxisbesuchen in einem Jahr, es gab nur noch Wartezimmer und Untersuchungen für mich. Trotzdem hat in der ganzen Zeit kein Arzt mit mir über Sexualität gesprochen. Mein Immunsystem war komplett geschreddert, es hat fünf Jahre gedauert, mich wieder herzustellen.
In diese Schublade gehöre ich nicht:
Die Frage: Wie ist das passiert, wo hast du dich infiziert und die Schuldzuweisungen von außen, die dahinterstecken, sind eine Schublade, in die ich mich nicht stecken lassen möchte. Man merkt es schon an der Stimme: "War es ein schwarzer Mann oder eine Bluttransfusion?" Die Bluttransfusion würde akzeptiert, da bekäme man eine Absolution. Was ist das denn für ein diskriminierendes Denken Schwarzen gegenüber, die alle über einen Kamm geschoren werden? Besonders schlimm finde ich solches Verhalten von Ärzten oder in der Community. Wenn ich gut drauf bin, gibt es dann eine schlagfertige Antwort. Ich finde es viel besser, wenn Leute mir offen begegnen und ehrlich sagen, wenn sie sich nicht auskennen. Und ich finde es gut, wenn man erst einmal höflich fragt, ob ich über meine Infektion sprechen möchte.
Das fordere ich:
In unserer heteronormativen Gesellschaft gibt es immer noch zu wenig Wissen über HIV, die alten Bilder stecken fest. HIV gilt als Männererkrankung. Ich fordere, dass es mehr Solidarität gibt, auch im Gesundheitswesen. Die Minderheiten müssen gesehen werden, ein selbstverständlicheres Leben mit HIV muss möglich sein. Dafür braucht es Aufklärung. Ich engagiere mich als Buddy, weil es mir ein großes Anliegen ist, zu begleiten und Ängste zu nehmen. HIV ist mittlerweile eine chronische Erkrankung, das sollte eigentlich für die Gesellschaft kein Problem mehr sein.
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