Johanna: "Ärzt*innen sollten Frauen immer auf dem Schirm haben!"

Ärzt*innen sollten Frauen immer auf dem Schirm habenSo habe ich meine Diagnose bekommen:

Ich habe meine Diagnose 2012 durch Eigeninitiative bekommen. Bei Frauen ist es ja oft so, dass die Diagnose sehr spät kommt oder weil sie selbst aktiv werden. Ich hatte vorher eine Zeit auf den Philippinen gelebt – im Rahmen meines Studiums "Soziale Arbeit" – und war dort auch in einer Partnerschaft. 2012 hatte ich einen starken Infekt, von dem alle dachten, es sei Dengue-Fieber. Als ich ein bisschen später planmäßig nach Deutschland zurückgekehrt bin, war ich beim Hausarzt. Der hat noch mal getestet und festgestellt, dass es kein Dengue-Fieber gewesen sein konnte. Ungefähr zu der Zeit habe ich ein Praktikum bei der Aidshilfe absolviert. Ich habe mir dann überlegt, dass ich auch einen HIV-Test machen könnte. Das war etwa drei Monate nach meiner Rückkehr. Ich habe damals den ersten Schnelltest in Paderborn gemacht, das war 2013. Und der Test schlug aus. Damit hatte ich meine Diagnose – kurz vor meinem Bachelor. Zum Glück wusste ich durch mein Praktikum viel über HIV, aber ich hatte mich nie in "Gefahr" gesehen. Meine größte Sorge war immer gewesen, ungewollt schwanger zu werden. Es war eine große Hilfe, dass ich den Kontakt zur Aidshilfe hatte. Ich habe mich Kolleginnen anvertraut, die meinen Status sehr gut geschützt haben. Und durch Zufall hatte ich das Glück, eine andere HIV-positive Frau in meinem Alter kennenzulernen. Es war gut, jemanden an der Seite zu haben, der die gleiche Lebenswelt teilt.

In diese Schublade gehöre ich nicht:

Bei mir gibt es zwei Vorurteile, mit denen ich immer wieder konfrontiert werde. Das erste finde ich eher amüsant: Ich werde oft als lesbische Frau gelesen. Das ist nicht schlimm, aber ich bin eben nicht lesbisch. Vielleicht liegt es daran, dass viele Menschen HIV mit Homosexualität verknüpfen. Das zweite Vorurteil ist eher absurd, nämlich die Frage, ob ich das Virus durch Tattoos bekommen habe. Über Sexualität hingegen wird lieber nicht gesprochen. Und dann gibt es noch eine Sache, die mich persönlich nervt: Dank der Forschung ist zum Glück vieles möglich, auch dass HIV-positive Frauen auf natürlichem Weg Kinder bekommen können. Nun denken alle, dass man das auch tun soll. Ich will aber keine Kinder. Und zwar nicht wegen HIV, sondern weil ich einfach keinen Kinderwunsch habe.

Das fordere ich:

Ich wünsche mir, dass beim Thema HIV und Aids Frauen endlich aus der Spartenecke herauskommen. Es sollte zum Beispiel bei Tagungen immer Workshops zu Frauenthemen geben, nicht maximal einen einzigen, in dem dann am Ende ausschließlich Frauen sitzen. Ärzt*innen sollten Frauen immer auf dem Schirm haben und Männer die Frauenthemen mitdenken. Und ebenso gilt umgekehrt, dass bei Themen wie Familienplanung auch die Männer mitgedacht werden. Es gibt schließlich auch HIV-positive schwule Männer, die schon Eltern sind oder einen Kinderwunsch haben. Auch Themen aus der Gendermedizin oder der Bereich "alt werden mit HIV" braucht viel mehr Aufmerksamkeit. Die selbst geschaffenen Schubladen gehören ebenso abgeschafft, wie die von außen herangetragenen.


"Wir passen nicht in eure Schubladen!"

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