Februar 2024

Liebe Leser*innen,

Vor zwei Wochen traf sich die Landesarbeitsgemeinschaft Frauen und HIV/Aids in NRW zu ihrer jährlichen Klausurtagung zwei Tage in der Akademie Die Wolfsburg in Mülheim an der Ruhr. Bei dieser Gelegenheit kamen viele langjährige Kolleginnen mit den in den letzten Monaten neu hinzugekommenen Mitarbeiterinnen zusammen und nutzten die Zeit, sich näher kennenzulernen und vertieft auszutauschen. Daneben trafen die LAG-Frauen die Mitglieder der AG Öffentlichkeitsarbeit der Positivenselbsthilfe POSITHIV HANDELN NRW. Vor dem Hintergrund der öffentlichkeitswirksamen Aktionen von XXelle PLUS „Wir passen nicht in eure Schubladen“, die das Bewusstsein für die Präsenz von Frauen mit HIV in Aidshilfen und Positiven-Community schärfen und für mehr Sensibilität im Gesundheits- und Sozialwesen werben wollen, ergaben sich hier spannende Gespräche und Anknüpfungspunkte. Darüber hinaus teilte POSITHIV HANDELN den Kolleginnen mit, dass sie als ihre Zielgruppe nicht ausschließlich Menschen mit HIV, sondern auch deren Partner*innen und Angehörige sowie enge Unterstützer*innen verstehen. Das ist eine konstruktive Erweiterung des Fokus der Positivenselbsthilfe, die neue Themenstellungen mit sich bringt und ermöglicht, die auch für die LAG Frauen von Belang sein wird.
Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre unseres Newsletters!

Petra Hielscher und Guido Schlimbach
Frauen und HIV/Aids
Aidshilfe NRW

A K T U E L L E S

Mangel an HIV- und PrEP-Medikament
Das Bundesgesundheitsministerium hat am 1. Februar 2024 offiziell bekanntgegeben, dass bei dem HIV-Medikament mit der Wirkstoffkombination Emtricitabin plus Tenofovirdisoproxil ein Versorgungsmangel nach § 79 Abs. 5 AMG besteht. Mit dieser Maßnahme können die Bundesländer das strenge Arzneimittelgesetz an einigen Stellen lockern, um auf die Engpässe zu reagieren und beispielsweise die PrEP-Medikamente leichter aus dem Ausland einführen. Schon seit Monaten ist das Mittel schwer zu bekommen und mehrere Hersteller haben Lieferschwierigkeiten gemeldet. Die Deutsche Aidshilfe und andere Akteur*innen hatten Alarm geschlagen und Maßnahmen der Politik gefordert. Dank der gemeinsamen Anstrengungen aller Beteiligten ist jetzt Licht am Ende des Tunnels sichtbar. Wann sich die Versorgungslage wieder vollständig normalisieren wird, lässt sich zurzeit aber noch nicht sagen, erklärte die Deutsche Aidshilfe.

G E S U N D H E I T

PrEP-Finder auf aidshilfe.de online
Seit dem 1. September 2019 übernehmen gesetzliche Krankenkassen die Kosten für Medikamente und Begleituntersuchungen zur Prä-Expositions-Prophylaxe bei Menschen mit erhöhtem HIV-Risiko. Die privaten Krankenversicherungen haben eigene Regelungen. Unter Männern, die Sex mit Männern haben, ist die PrEP inzwischen bekannt und wird von nicht wenigen eingenommen. Bei Frauen ist das bei weitem nicht so und falls sie davon wissen, ist es für viele nicht einfach, die PrEP zu erhalten. Auf ihrer detaillierten Seite über die PrEP unter aidshilfe.de hat die Deutsche Aidshilfe inzwischen auch einen PrEP-Finder online gestellt, mit dem PrEP-verschreibende Ärzt*innen gesucht und gefunden werden können. Es handelt sich um ein eingebettetes Tool des Bundes ("Suche nach Ärzt*innen für HIV-PrEP"), das sich aus einer Datenbank der Kassenärztlichen Bundesvereinigung speist und für die zehn inkludierten Bundesländer auf aktuellen Abrechnungsdaten beruht (d. h. wer PrEP auf Kassenrezept verschreibt, ist automatisch in dieser Liste).

Opioide: Fentanyl und Co. sind in Deutschland angekommen
Auch in Deutschland wird Heroin bereits mit lebensbedrohlichen synthetischen Opioiden gestreckt. Im Bundesmodell-Projekt RaFT der Deutschen Aidshilfe (DAH) wurden im letzten Jahr 3,6 Prozent von 1.401 Heroin-Proben positiv auf die Beimengung getestet. Das Bundesmodellprojekt, gefördert vom Bundesgesundheitsministerium, veröffentlicht heute zentrale Ergebnisse. Aufgrund ihrer extrem starken Wirkung sind synthetische Opioide kaum sicher dosierbar. Die Daten aus dem RaFT-Projekt geben nun einen ersten Anhaltspunkt zur Verbreitung von Fentanyl als Beimengung in Deutschland. Im Dezember wurde, wie jetzt erst gemeldet, bei einer polizeilichen Überprüfung in München Carfentanyl gefunden, das noch einmal sehr viel stärker wirkt. RaFT dokumentierte Fälle vor allem in Hamburg sowie in Düsseldorf und Münster, aber auch in Berlin, Frankfurt, Hannover und Wuppertal gab es einige wenige positive Tests. Weitere Informationen lesen Sie unter aidshilfe.de.

Wechseljahre mit und ohne HIV
Die Wechseljahre treffen jede Frau und viele Frauen haben erhebliche Beschwerden. Dennoch werden nur wenige Frauen entsprechend behandelt. Angesichts der älter werdenden Frauen mit HIV ist das auch ein Thema für die HIV-Schwerpunktpraxen. Etwa die Hälfte aller Menschen mit HIV sind Frauen, in Deutschland leben laut Robert Koch-Institut etwa 11.200 Frauen mit HIV. Angesichts der mittlerweile fast normalen Lebenserwartung von Menschen mit HIV nimmt auch die Zahl der Frauen mit HIV zu, die sich in den Wechseljahren befinden oder sie bereits hinter sich haben. Die Substitution mit Östrogenen wird für alle Frauen mit und ohne HIV bei entsprechenden Beschwerden empfohlen. Sie hilft den Frauen in ihren Alltag zurück und kann - zum richtigen Zeitpunkt verordnet - das Risiko für Osteoporose, Herzkreislauferkrankungen und Darmkrebs reduzieren, ohne das Risiko für Brustkrebs und Thrombembolien zu erhöhen. Sinnvoll ist auch die Optimierung der vaginalen Gesundheit für Sexualfunktion und zur Reduktion des HIV-Infektionsrisikos bei HIV-negativen Frauen. Eine gynäkologische Beratung und Vorstellung unter Hormontherapie einmal jährlich ist empfehlenswert. Weitere Informationen lesen Sie unter hivandmore.de.

M E D I E N 

Neue Arbeitsmaterialien: Mit Kindern über häusliche Gewalt sprechen
Die von der Frauenhauskoordinierung erstellten Arbeitsblätter für Fachkräfte und Kinder bündeln Gesprächsleitfäden und methodische Anregungen für die Praxis und geben Informationen, wie Betroffene kindersensibel, traumainformiert und ressourcenorientiert beraten, begleitet und unterstützt werden können. Sie bieten unter anderem kindgerechte Informationen und praxisnahe Übungen zum Gesprächssetting und zu Beratungsanlässen bei häuslicher Gewalt, zur kindgerechten Aufklärung über häusliche Gewalt, zu Kinder-, Frauen- und Menschenrechten und Gewaltschutz, Traumafolgen und stärkenden Botschaften für betroffene Kinder. Die Arbeitshilfe steht zum Download bereit unter sicher-aufwachsen.org.

Wir suchen Allys! - Kampagne jetzt komplett im Netz!
"Ich bin dran!", so lautet das Motto der Allyship-Kampagne der Deutschen Aidshilfe. Seit Mitte letzten Jahres wurde jeden Monat ein anderes Thema vorgestellt mit dem Ziel, Menschen dazu zu motivieren, den kleinen Extraschritt zu gehen und Ally zu werden. Die vorgestellten Rolemodels machen vor, wie das funktioniert. Ihre Geschichten zeigen, dass es oftmals nur um einen kleinen Schritt geht, der aber viel bewirken kann. Die Kampagne läuft inzwischen auf vollen Touren und die Homepage ist prall gefüllt mit Infos und inspirierenden Geschichten. Ein kurzes Erklärvideo und eine Vorstellung der Kampagnen-Materialien finden Sie unter ichbindran.de.

T H E M A

Schwangerschaft und HIV
Dank des medizinischen Fortschritts ist es heutzutage für Menschen mit HIV, die sich Kinder wünschen, in vielen Fällen möglich, diesen Wunsch Wirklichkeit werden zu lassen. HIV-positive Frauen können auf natürlichem Weg schwanger werden, ihr Kind zur Welt bringen, es stillen und Mütter sein – wie andere auch. Dennoch werden den HIV-positiven Frauen oft Hindernisse in den Weg gelegt, sie erleben Diskriminierung oder ihre Wünsche zur Geburtsplanung werden ignoriert. Wir stellen Ihnen Elke vor, eine Mutter von zwei Kindern, die dies so auch erlebt hat. Den Artikel lesen Sie unter xxelle-nrw.de.

Johannas Kolumne: Auf der Suche nach der Weiblichkeit
Unser Vorstandsmitglied Johanna Verhoven berichtet über die 13. Fachtagung "Sexualität und Psyche" in der Akademie Wolfsburg in Mülheim an der Ruhr. Die zweitägige Veranstaltung stand unter dem Thema "Auf der Suche nach der Weiblichkeit". Wie definiert sich Weiblichkeit? Welche Attribute werden ihr zugeschrieben? Was ist weibliche Lust? Und wie hat sie sich im Lauf der Geschichte verändert? Wie wird sie entfacht? Wie sehen sexuelle Fantasien von Frauen aus? Diesen und anderen Fragen geht Johanna in ihrer Kolumne nach, die Sie unter xxelle-nrw.de finden.

T E R M I N E / F O R T B I L D U N G E N

22. bis 24. März 2024 | München
19. Münchner AIDS- und Infektiologie-Tage
Der Kongress ist ein unverzichtbarer Treffpunkt für alle, die sich mit der aktuellen Aids- und Infektiologie-Forschung beschäftigen oder in der Behandlung tätig sind. Unterschiedlichste Formate, von fundierten wissenschaftlichen Vorträgen bis hin zu praxisorientierten Workshops und Seminaren, bieten Ihnen nicht nur Informationen zu den Grundlagen der Aidsforschung, sondern auch zum klinischen Management. Nutzen Sie die Gelegenheit zum produktiven Austausch mit Kolleg*innen und führenden Expert*innen. Die Programmgestaltung berücksichtigt bewusst ein ausgewogenes Verhältnis zwischen somatischen und psychosozialen Aspekten. Wir sind stolz darauf, Anregungen aus verschiedenen Bereichen der Medizin und der Community umsetzen zu können. Anmeldung unter aids-tage.de.

25. bis 27. März 2024 | Waldschlösschen
Einstieg in die Beratung von trans und nicht-binären Menschen
Spezifische Fachberatungsmöglichkeiten für trans* und nicht-binäre Personen sind bislang rudimentär vorhanden. Doch reguläre Beratungseinrichtungen können hilfreiche Unterstützungsmöglichkeiten für trans* und nicht-binäre Personen bieten. Dazu brauchen Berater*innen fachliches Basiswissen und eine offene Haltung, um auf die Bedarfe von trans* und nicht-binären Personen eingehen zu können. In der Fortbildung werden wir das Trans*-Spektrum erkunden und uns mit Grundlagen der sozialen, rechtlichen und medizinischen Transition auseinandersetzen. Nicht zuletzt geht es auch um die Reflexion eigener Erfahrungen und um Denkanstöße für eine trans*inklusive Beratungspraxis. Weitere Informationen finden Sie unter waldschloesschen.org.

26. März 2024 | Online
Digitalisierung im Gesundheitswesen
DigiG und GDNG? Nie gehört! Vielleicht neue synthetische Partydrogen? Die Abkürzungen sind wahrscheinlich den meisten von uns völlig unbekannt. Aber das Digitalgesetz zur „Beschleunigung der Digitalisierung im Gesundheitswesen“ (DigiG) und das Gesundheitsdatennutzungsgesetz GDNG) sind beschlossene Sache. Gerade das DigiG wird Berater*innen und Menschen mit HIV sehr interessieren, denn hier geht es um die ePA, die elektronische Patientenakte. Diese wird 2025 verpflichtend für alle Versicherten eingeführt und mit Daten gefüllt, außer Patient*innen widersprechen aktiv. Die Veranstaltung geht der Frage nach, was in den beiden Gesetzen steht und welche Auswirkungen das für uns als potenzielle Patient*innen haben kann. Weitere Informationen finden Sie unter aidshilfe.de.

5. bis 7. April 2024 | Attendorn
Landesweites Positiventreffen NRW 
Tanz-Workshop: "Kraft tanken und Vitalität stärken"
Foto-Workshop: "MEINE POSITHIVEN SICHTWEISEN AUF DAS LEBEN"
Die durchgehende Teilnahme an einem der Workshops ist verpflichtend. Ein Wechsel ist nicht möglich. Weitere Informationen und Anmeldemöglichkeit finden Sie hier (PDF-Datei).

16. April 2024 | Düsseldorf
Jahresempfang der Aidshilfe NRW
Zu diesem Empfang im Düsseldorfer Maxhaus lädt Sie der Vorstand der Aidshilfe NRW herzlich ein. Weitere Informationen finden Sie hier (PDF-Datei).

9. bis 12. Mai 2024 | Mannheim
Jugendliche mit HIV treffen sich!
Leben mit HIV ist auch heute noch eine besondere Herausforderung, insbesondere, wenn man noch sehr jung ist. In der Schule klarkommen, die eigene sexuelle und geschlechtliche Identität finden und lustvoll ausleben, Krisen erleben ohne dass sie dich aus der Bahn werfen, eine Zukunftsperspektive entwickeln - vielleicht in einem fremden Land - und all dies ohne dass die HIV-Infektion eine zusätzliche Hürde darstellt. Wie das gehen kann, darüber können sich Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren an diesem Tag austauschen. Weitere Informationen finden Sie hier (PDF-Datei).

22. bis 26. Juli 2024 | München
Welt-Aids-Konferenz
Zu der größten Konferenz zu wissenschaftlichen, sozialpolitischen und zivilgesellschaftlichen Aspekten von HIV werden mehr als 15.000 Wissenschaftler*innen, Mediziner*innen, andere Gesundheitsexpert*innen und Aktivist*innen aus über 175 Ländern erwartet. Alle Informationen hierzu finden Sie unter iasociety.org.

23. November 2024 | Köln
HIV-KONTROVERS
Die interdisziplinäre Fachtagung der Aidshilfe NRW und der Deutschen AIDS-Gesellschaft findet im Herbst 2024 in Köln statt. Weitere Informationen zur Veranstaltung folgen im Frühsommer 2024.

S O N S T I G E S

Neue Termine der Fortbildungsreihe "Handlungssicher gegen digitale Gewalt"
Niedrigschwellig und praxisnah unterstützen die Fortbildungen Sie dabei, Kenntnisse zu technischen, psychosozialen, medienpädagogischen und rechtlichen Aspekten digitaler Gewalt auszubauen. Ein wichtiger Bestandteil der Fortbildungen ist der Austausch zu Herausforderungen und Strategien in der Beratungsarbeit. Weitere Informationen finden Sie hier (PDF-Datei).

Ausschreibungen im Landesverband
Aktuelle Ausschreibungen der Aidshilfe NRW und ihrer Mitgliedsorganisationen sowie befreundeter Organisationen finden Sie unter ahnrw.de.

Der nächste Newsletter erscheint Ende März 2024
Wir freuen uns über interessante Berichte, Veranstaltungshinweise etc. Bitte senden Sie diese bis Mitte des Monats März 2024 per E-Mail an Petra Hielscher.

Aktuelles

2015-08-24: Gewissheit beim HIV-Test jetzt schon nach sechs Wochen

News30 Jahre nach der Einführung des HIV-Tests verkürzt sich das diagnostische Fenster. Die...   mehr

2015-08-06: Deutsche AIDS-Hilfe stützt Kurs von Amnesty International zur Sexarbeit

NewsAmnesty International steht unter Druck. Der Grund: Die Menschenrechtsorganisation will auf ihrer...   mehr

2015-09-04: Sexual health and sexual rights for all! Welttag der sexuellen Gesundheit

NewsDer Welttag der sexuellen Gesundheit 2015 steht unter dem Motto „Sexual health and sexual...   mehr

2015-10-01: Internationaler Tag der älteren Generation

NewsIn Deutschland wird die Gesellschaft zunehmend älter. Das gilt dank der medizinischen...   mehr

2015-10-08: Filmpremiere "Positiv schwanger"

NewsSchwangerschaft und HIV? – Das geht! Vier Mütter mit HIV erzählen ihre Geschichte....   mehr

Termine

Hier finden sie alle Termine und Aktivitäten der nächsten Wochen

mehr