Neu bei XXelle

"Neue Männer braucht das Land!" sang einst Ina Deter in die Republik hinein. Ja, vermutlich hat sich daran nicht viel geändert. In unserem Fall betrifft das aber auch die Frauen, denn der Generationenwechsel macht auch vor den Aidshilfen und XXelle nicht halt.

Deshalb wollen wir an dieser Stelle eine weitere "neue junge" Frau vorstellen. Wie so viele hat auch sie die Aidshilfearbeit über ein Praktikum kennengelernt und führt diese nun hauptberuflich seit 2020 in der Aidshilfe Hamm fort. Lianet Flores, heute 30 Jahre jung, ist seit 2022 sogar zur Leiterin der Aidshilfe Hamm aufgestiegen. Und sie ist hoch ambitioniert!

So ambitioniert, dass sie sich auch von einem mehr als schwierigen Start in einer Pandemiezeit nicht abschrecken ließ. Was die Pandemie für die Selbsthilfeeinrichtungen bedeutete muss vermutlich nicht mehr groß erwähnt werden. Für jemanden, der gerade erst anfängt, die Inhalte seines Studiums und erste zarte Berufserfahrungen nun in einem ganz anderen Umfeld umzusetzen, ist es krass. Auch wenn sie die Kolleg*innen ja schon kannte und diese sie stets bestmöglich unterstützten, so konnte Lianet sich schlicht in einige Felder noch nicht einarbeiten, weil viele Events eben wegen Corona nicht stattfanden. So wurden beispielsweise städtische Veranstaltungen abgesagt, in denen sich die Aidshilfe mit einem Stand hätte präsentieren können. Wichtige Präventionsveranstaltungen fielen weg, Gespräche mit Ärzt*innen waren unmöglich, der Austausch mit den Klient*innen war minimiert, entweder durch die räumlichen Beschränkungen oder auch durch Absagen, weil viele sich doch aus Sorge vor einer Ansteckung Begegnungen versagten. Damit lag die wichtige und sehr unterstützende Form der Vernetzung erstmal auf Eis. Es konnte sich nichts einfach mal "ergeben", sondern musste – wo überhaupt möglich - aktiv in die Hand genommen werden. Das war ein steiniger Start.

Zurück zur Ambition: Lianet stellt schnell fest, dass in der Aidshilfe Hamm tatsächlich mehr bzw. ähnlich viele Frauen Beratung und Begleitung anfragen wie Männer. Und dass diese Frauen eine andere und oft auch intensivere Unterstützung benötigen als viele der Männer. Die Frauen erlebt sie in der Summe als gesundheitlich oft deutlich eingeschränkter, vermutlich in vielen Fällen verursacht durch eine zu späte Diagnose. Viele sind im Niedriglohnsektor beschäftigt und auf finanzielle Unterstützung angewiesen. Sie sind oft isoliert und einsam, suchen Kontakt, haben ein erhöhtes Bedürfnis an Austausch mit Gleichen und sind aktiv dabei, diesen auch herbeizuführen. In der Aidshilfe Hamm existiert noch keine reine Frauengruppe, aber das war bisher auch nicht dringend nötig, denn die Frauen finden sich in der regelmäßig stattfindenden Positivengruppe, die für alle Geschlechter offen ist. Hier sind sie meist sogar in der Überzahl und daher durchaus in der Lage, auch die rein weiblichen Fragestellungen gemeinsam zu erörtern. Dabei soll es aber nicht bleiben.

Denn Lianet versucht gerade zusammen mit ihrem Team die Aidshilfe Hamm etwas breiter aufzustellen und neue Zielgruppen mit ihrem Angebot anzusprechen. Gemeint sind hier zum Beispiel Frauen mit Migrationshintergrund sowie Sexarbeiterinnen. Beides Gruppierungen, die bisher hier kaum vertreten sind und doch in der Öffentlichkeit viel sichtbarer werden sollten.

Lianet streckt ihre Fühler aus, hat mit Petra Hielscher als Koordinatorin im Fachbereich Frauen und HIV/Aids in NRW Kontakt aufgenommen und in diesem Rahmen bereits an einigen regionalen und ersten landesweiten Treffen wie XXelle NRW und XXelle Westfalen teilgenommen– soweit Corona es zuließ.

Hamm wird neuer XXelle-Standort!

In dieser Vernetzung profitieren Lianet und die von ihr vertretenen Frauen nicht nur von der Erfahrung, die andere Standorte zum Beispiel bei der Arbeit mit Sexarbeiterinnen und/oder Migrantinnen bereits gemacht haben. Über XXelle ist es Lianet auch möglich, Zugang zu anderen Gremien und LAGs wie zum Beispiel MiSSa, POSITHIV HANDELN oder XXelle PLUS zu bekommen. Und sie erhält Einblick in die einzelnen XXelle-Projekte – sowohl in die, die gut laufen, als auch in die, die an Grenzen stoßen, bei denen es zu Schwierigkeiten kommt. Ab jetzt gehören XXelle Hamm und Lianet zum Team derjenigen, die Lösungsvorschläge entwickeln und Ideen sammeln. Allein der Austausch über finanzielle Möglichkeiten zur Projektumsetzung und zur Bündelung der Ressourcen macht Angebote möglich, die gerade für kleine Aidshilfen auf dem Lande sonst nicht realisierbar wären.

Die Vielfalt und die Menge führen schließlich zum Erfolg und zum Austausch, zu neuen Sichtweisen, neuen Verbindungen und ungeahnten neuen Möglichkeiten. So haben alle was davon!
Für die Zukunft plant Lianet neben der bereits erwähnten Erschließung neuer Zielgruppen auch eine eigene Frauengruppe in Hamm aufzubauen und sich mit bereits vor Ort vorhandenen Akteur*innen in der Frauenarbeit zu vernetzen.

"Man sollte den Mut haben, sich zu vernetzen, etwas beizutragen, auch wenn man noch ganz am Anfang steht."

Lianet hat den Mut und wir freuen uns sehr, sie an Bord zu haben!

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