Auch klein ist manchmal richtig schön!
Man mag es ja schon fast nicht mehr aussprechen. Corona. Es ist überall, das Virus. Es macht so vieles kaputt, so viel an Planung zunichte, so viele gute Events unmöglich. Über die aus dem Ruder gelaufene Frisur möchte man da schon gar nicht mehr sprechen. Und über … ABER: Durch diese Pandemie haben wir auch einiges gelernt. Wir sind unglaublich flexibel geworden, haben uns und unsere Potenziale ganz anders kennengelernt und vieles in der Nähe entdeckt, wo wir vorher oft den Blick nur auf Entfernteres gerichtet hatten. Und wir sind ein Stück weit demütig geworden. Oder dankbarer. Wir durften und dürfen erleben und spüren, wie schön es beispielsweise sein kann, einfach nur mit ein paar Decken, Getränken und einem Kuchen unter dem Arm zusammen mit einigen Frauen ein Picknick am Rhein zu machen. Und dabei dann noch zu sehen, was daraus entstehen kann.
Wir sprechen hier über die Aidshilfe Bonn und das Habari-Frauenprojekt, wo "normalerweise" Frauen aller Nationalitäten aus Bonn und Umgebung regelmäßig zusammenkommen um zu kochen, zu backen, zu nähen und sich dabei auszutauschen, auch über Fragen zum Leben mit HIV. Habari ist ein Ausdruck aus der kisuahelischen Sprache und bedeutet "Wie geht es Dir?" Der klassische Einleitungssatz für einen persönlichen Austausch. Nur war es auch im Herbst 2020 aus Corona-Infektionsgründen nach wie vor nicht möglich, sich zu mehreren in geschlossenen Räumen aufzuhalten. Aber es war warm und sollte gutes Wetter geben. Spontaneität war gefragt. Maria-Fernanda, in der Aidshilfe Bonn zuständig für Frauen mit HIV und deren Beratung, packte die Gelegenheit beim Schopf und fing an, "ihre" Frauen anzurufen. "Habt ihr Lust auf ein Picknick am Rhein?". Schnell noch das Nötigste eingekauft und schon standen am nächsten Tag vier Frauen vor der Türe, bereit und willig, sich mit Maria-Fernanda ein stilles Fleckchen am Rhein zu suchen. Es wurde ein richtig schönes Treffen. Das lag nicht nur am Kuchen, sondern auch an einer weiteren überraschenden Wendung. Eine der Frauen macht Yoga, für sich selbst und auch als Kursangebot.
Auch in den Habari-Treffen hat sie es immer mal wieder zur Sprache gebracht, wollte die Frauen dazu animieren und anleiten. Bisher leider ohne Erfolg. Aber jetzt, an einem lauwarmen Morgen im September, am Rhein auf Decken, unter einem schattigen Baum, da ging dann plötzlich doch was. Und es wurde toll. Auch die älteren Frauen konnten sich fallen lassen, konzentrierten sich auf ihre Atmung und spürten … die Sonne, den Boden, sich selbst. Nach dieser Yoga-Einheit waren sie wie ausgetauscht, völlig entspannt und gelassen. Dieses gemeinsame Erleben war intensiv und verbindend. Es lief so gut, dass sie alle zusammen gut in Kontakt und ins Gespräch kamen. Plötzlich erzählte die ein oder andere über ihre Geschichte, ihre Heimat, ihre Kindheit. Sie entdeckten sich, entdeckten Parallelen und die Lust, sich darüber auszutauschen und einander näher zu kommen – bei aller Angst, die sonst oftmals die Münder verschließt. Bei einigen hat diese Yoga-Einheit, dieser gemeinsame Morgen dazu geführt, dass sie auch privat in Kontakt treten wollten und ihre Telefondaten austauschten. Es war berührend. Und intim. Klein. Ein kleines und sehr intimes Miteinander.
Natürlich soll es auch wieder die größeren Events geben, das Frauen-Sommerfest zum Beispiel, mit Buffet, Musik, Tanz. Aber bis dahin ist es auch im kleinen Rahmen sehr, sehr schön.
Wir haben in den letzten Monaten gelernt, dass es nicht mehr so sehr um "Was machen wir?" geht, sondern dass das "Wann sehen wir uns?" viel wichtiger geworden ist. Einfach die Begegnung miteinander, das Socialising, das ist es, was zählt. Dafür können wir immer wieder dankbar sein.
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