Bewegung ist gesund
Bewegung. Bewegung scheint das Thema von Bochum zu sein. Zumindest was die Bochumer Aidshilfe und XXelle betrifft. Und Ines Loll.
Die Aidshilfe selbst hat sich fort-bewegt und ist von ihren ursprünglichen Räumlichkeiten bereits im Frühjahr 2016 in das „Zentrum für sexuelle Gesundheit und Medizin“, ins WIR gezogen. WIR kommt von „Walk in Ruhr“. Dieses Zentrum – in das man sogar auch ohne Termin einfach reingehen kann (WIR halt) – ist einmalig in Deutschland und vereint die interdisziplinäre immunologische Ambulanz des Katholischen Klinikums Bochum mit dem Gesundheitsamt und den Beratungsstellen Aidshilfe Bochum, pro familia, Madonna und Rosa Strippe. Damit liegen alle Angebote rund um die sexuelle Gesundheit Tür an Tür, was kurze Wege für alle bedeutet. Dabei ist der gegenseitige, direkte fachliche Austausch sowie die Bündelung der Angebote hier sicher ebenso wichtig wie die räumliche Nähe für Besucher*innen, die manche Hemmschwelle überwinden lässt.
Aber zurück zur Aidshilfe Bochum und XXelle: Indra Mechnich war die Initiatorin der bereits 2015 erstmals und sehr erfolgreich stattfindenden XXelle-Veranstaltungsreihe „Komm in Bewegung“, die verschiedene Bewegungsangebote für Frauen mit HIV und Zugehörige an verschiedenen Orten umfasste. 2017 wurde die Reihe erneut sehr erfolgreich wiederholt, 2019/20 geht es weiter.
Auch innerhalb der Aidshilfe und XXelle gab es Bewegung, denn seit Januar 2019 ist Ines Loll die neue Ansprechpartnerin für die Frauen und damit die Nachfolgerin von Indra Mechnich. Auch sie hat, wie viele andere, bereits eine lange Geschichte (und damit viel Bewegung) im Zusammenhang mit Aidshilfe hinter sich. Im Studium machte sie 2013 ihr Praxissemester bei der Aidshilfe, wo sie fortan immer wieder ehrenamtlich tätig wurde. Sie unterstützte bei Veranstaltungen, nahm an einigen Sitzungen der AG Öffentlichkeitsarbeit teil oder übernahm eine Kinderbetreuung. Seit 2019 arbeitet sie hauptamtlich mit 20 Stunden in der Woche und profitiert bereits von ihren Kontakten und Erfahrungen. Jetzt fühlt es sich schon ganz anders an. Sagt sie. Sie hat viel mehr Verantwortung – und auch viel mehr Einblick. Es ist viel umfangreicher – und sie kann viel besser eigene Ideen einbringen. Sie ist viel früher in viel mehr Bereichen eingebunden und muss/kann auch viel tiefer einsteigen. So war ihr vorher das gesamte ZSP-Antragsverfahren nicht bekannt, mit dem sie sich jetzt intensiv beschäftigt. Jetzt ist sie Organisatorin, Beraterin, Begleiterin, sie schult selbst und ist in Gremien wie Arbeitskreisen und der Landesarbeitsgemeinschaft Frauen und HIV/Aids NRW ebenso präsent wie auf dem Familientag im Ketteler Hof, der Multiplikator*innenschulung für Hebammen oder beim Frauen-Test-Tag.
All das schafft sie (auch) mit der fachlichen wie persönlichen Unterstützung durch die Vernetzung mit den Kolleg*innen. Es war für Ines ein Sprung ins kalte Wasser mit Rückhalt. Als „Neue“ wurde ihr eine Patin zugeteilt, in ihrem Fall Christine Weisskopf aus Essen. Christine kann sie alles fragen und selbst wenn diese selbst die Antwort nicht hat, so weiß sie aber, wen sie wiederum fragen kann. Mit diesem Wissen im Hinterkopf kann sie sich durch alles durchbeißen. Und es macht ihr Freude.
Von der Multiplikator*innenschulung mit den Studierenden der Hebammenkunde der Hochschule für Gesundheit in Bochum berichtet Ines voller Begeisterung. Es war eine besondere Veranstaltung für sie, nicht nur, weil sie die gesamte Schulung bereits zum größten Teil eigenverantwortlich vorbereitete, sondern auch, weil sie die Gespräche als sehr intensiv empfand und das Gefühl hatte, viel bewegen zu können. Wieder Bewegung. Hier ging es um die Weitergabe von Wissen und Information. Wie ist der Kenntnisstand bzgl. HIV, wie hoch ist eine Ansteckungsgefahr? Welche Therapien gibt es und was bedeutet HIV für eine Schwangerschaft, für die Schwangere wie für die Hebamme? Was ist relevant und was ist unnötig? Was ist zu beachten? Und wie kann ich mich in einer Angstsituation als Hebamme verhalten? Was löse ich unter Umständen bei der Schwangeren mit meinen Verhaltensweisen oder Äußerungen aus? Es geht darum, den Studierenden ein Gefühl dafür zu vermitteln, wie es ist, als Schwangere Frau mit HIV vor medizinischem Personal zu stehen, welches ängstlich ist. Oftmals aus Unwissenheit. Es geht um Anti-Diskriminierungsarbeit und um Handlungsoptionen. Es geht darum, eine Haltung zu entwickeln. Ines hat es für sich knackig in vier Begriffen zusammengefasst, ihr sind Augenhöhe, Authentizität, Akzeptanz und Aufmerksamkeit wichtig. Das möchte sie den Studierenden weitergeben.
Der Frauen-Test-Tag, um eine weitere öffentlichkeitswirksame Veranstaltung zu nennen, an der Ines mitwirkte, wurde in Kooperation mit dem Gesundheitsamt und der Aidshilfe Bochum im Zentrum für sexuelle Gesundheit und Medizin veranstaltet. Während das Amt die Tests durchführte, boten Ines und die Aidshilfe Beratung zu Themen wie Umgang mit Sexualität und dem Partner/der Partnerin, Verhütung, Intimhygiene etc. an. Sie sprach die Frauen in der Warteschlange zum Test an und schaute mit einigen von ihnen den Inhalt ihres Verhütungskoffers an. Es kamen viele interessante und vielschichtige Gespräche zustande, von ca. 30 Frauen, die zum Test kamen, meldete sich knapp ein Drittel zur Beratung. Viele waren schüchtern, aber dennoch interessiert. Ein Anfang.
Ines wird weiter in Bewegung bleiben. In und mit der Aidshilfe Bochum. Denn sie ist guter Dinge und gespannt auf das, was noch kommen wird.
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