HABARI – Hier wirst du nicht bemitleidet, sondern verstanden!

In Selbsthilfegruppen kümmern sich die Mitglieder umeinander, hören sich zu und interessieren sich füreinander. Der Name der Selbsthilfegruppe von Frauen mit HIV/AIDS- in Bonn bringt es auf den Punkt: HABARI – Wie geht es Dir?

Ein afrikanischer Name für ein Projekt, das keine Nationalität ausschließt. Das wirkt auf den ersten Blick etwas irritierend. Macht man sich jedoch klar, dass jeder Name in einer beliebigen Sprache ausgrenzend für alle anderen wirken kann, so ist es doch letztlich ohne Bedeutung.

HABARI also – ein Projekt, das in der Regel zwei Mal monatlich mittwochs von 13 bis 16 Uhr in den Räumen der AIDS--Hilfe Bonn stattfindet. Hier treffen sich Frauen mit HIV – unabhängig von ihrer Herkunft. Und sie bleiben sich treu! Mittlerweile sind es meist sechs bis zehn Frauen, derzeit vorwiegend aus Nigeria, Rumänien, Syrien, Angola und Deutschland kommend, die sich hier regelmäßig vernetzen und nebenher gegenseitig auf den neuesten Stand bringen. 

HABARI hat Bewegungsaktivitäten wie "Schritt für Schritt am Rhein entlang", einen Zumba-Fitnesskurs oder Ausflugsfahrten beispielsweise ins Phantasialand genauso im Angebot wie das gemeinsame Kochen oder Backen eines Gerichtes aus dem jeweiligen Herkunftsland der Teilnehmerin. Hier stricken oder nähen die Frauen, verabreden sich miteinander und entwickeln dabei ein Gemeinschaftsgefühl, welches den Boden für weiterführende Gespräche bildet. Denn das gegenseitige Vertrauen macht es den Frauen erst möglich, sich zu öffnen, über die eigene Geschichte zu erzählen und – sicher genauso wichtig – Fragen zu stellen, sich gegenseitig und den jeweiligen Sozialarbeiterinnen, die die Gruppe begleiten. Denn Wissen kann Angst nehmen und stärkt den Zusammenhalt der Gruppe. "Die Frauen kommen gestärkt aus den Treffen und nehmen diese Stärke mit zu sich nach Hause", sagt Alphonsine, die in der AIDS-Hilfe Bonn die HABARI Frauengruppe betreut und mit aufgebaut hat. 

Natürlich geht es in den Gesprächen oft um Alltagsfragen, um praktische Angelegenheiten wie die Fragen nach dem besten Frisör, welches Waschmittel gut ist und in welchem Laden oder Stadtviertel man Dinge des täglichen Lebens kaufen kann. Aber auch das gehört dazu, denn ihr Leben besteht nicht nur aus HIV und Aids, es ist wie bei allen anderen auch voll von Aktivitäten und Problemen und Freuden des alltäglichen Lebens. Hierbei sind die Sozialarbeiterinnen der AIDS-Hilfe Bonn gar nicht direkt gefragt, denn es geht um den Erfahrungsaustausch untereinander. Sie bleiben eher im Hintergrund und beteiligen sich aktiv, wenn es beispielsweise um behördliche Angelegenheiten und Ämtergänge geht, wenn finanzielle oder medizinische Fragen aufkommen oder ein Arzttermin koordiniert werden soll. Auch bei Sprachproblemen versuchen sie zu vermitteln. Und sie nutzen dann und wann die vertraute Atmosphäre, um das Gespräch gezielt auf gesundheitliche Themen oder Safer Sex Themen zu lenken. 

Um sich mit diesen für die meisten der Frauen doch eher sperrigen Inhalten auseinanderzusetzen braucht es ein "warming up", eine Art Wohlgefühl bei den Frauen.

Das inhaltliche Programm der HABARI-Treffen wird vorab mit den Frauen abgesprochen. Gemeinsam sammeln sie Ideen und Vorschläge und diskutieren, was davon machbar ist. Und auch wenn so mancher Plan utopisch klingt, so geschehen manchmal noch Wunder. So organisierten die Frauen zum internationalen (Erfahrungs-) Austausch eine gemeinsame Reise nach Paris, wo sie an einem Tag auch das Projekt IKAMBERE besuchten, ein "Willkommens-Haus" für Frauen mit HIV in Paris, dessen Hauptziel darin besteht, die Isolation der Frauen zu durchbrechen und insgesamt ihre Lebensbedingungen zu verbessern. Der Wunsch nach einem Paris-Besuch war geäußert geworden und viele hatten sich dem angeschlossen. 

Klar ist gleichzeitig aber immer: Wer es vorschlägt, ist auch verantwortlich für die Organisation. Somit übernehmen die Frauen auch einen Teil der Vor- und Nachbereitungen, besorgen die Lebensmittel für das Kochevent und räumen nach den Treffen gemeinsam wieder auf.

Dieses vorgenannte Programm fließt in einen Semesterplan, der sowohl die Wünsche der Teilnehmerinnen als auch die Themen der Sozialarbeiterinnen beinhaltet. Zweimal im Semester steht der Komplex Gesundheit fest im Plan. Ostern sprachen sie beispielsweise im Treffen das Fastenthema an. Was ist das? Wie fastet man auf gesunde Weise und wie ist das Fasten mit den HIV-Medikamenten vereinbar? 

Zum Internationalen Frauentag im März plant die Gruppe auch stets eine Aktion, die zu ihr passt. So traten sie in einem Jahr in bunten afrikanischen Frauenkleidern auf. Eine Farbexplosion auf den Straßen Bonns…

Die Themen der Frauen-Selbsthilfe in HIV- und AIDS--Zusammenhängen haben sich seit den 90er Jahren sehr verändert. Denn heute ist es unter Einhaltung des Therapieplans möglich, mit HIV zu leben. Alles ist offen, es gibt jetzt Perspektiven. Darüber möchten sich die Frauen der HABARI-Gruppe auch heute viel lieber austauschen als über "diese Krankheit", die HIV-Behandlung oder weitere Themen der Sekundärprävention. Sie wollen leben und sich bewegen, zum ZUMBA gehen oder an den Rhein, sie wollen der Isolation entfliehen und sich stattdessen mit Menschen umgeben, denen sie sich verbunden fühlen, mit denen sie eine Gemeinsamkeit teilen. Das macht es einfacher. Es ist ein Miteinander auf Augenhöhe. 

Sie sind neugierig geworden? Wollen mal reinschnuppern? Dann zögern Sie nicht, sich bei der Aids-Hilfe Bonn  zu melden.

Wir freuen uns auf Sie! 

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