Juni 2023
Liebe Leser*innen,
Der Internationale Hurentag am 2. Juni ist ein inoffizieller Gedenktag, der an die Diskriminierung von Sexarbeiter*innen und deren oftmals ausbeuterische Lebens- und Arbeitsbedingungen erinnert. Der Tag ist für uns immer wieder Grund, auf die aktuelle Situation von in der Sexarbeit tätigen Menschen zu blicken. In den zurückliegenden Jahren haben wir mehrfach darauf hingewiesen, dass das Prostituiertenschutzgesetz nach unserer Erfahrung kaum geeignet ist, die Gesundheits- und Arbeitsbedingungen von Sexarbeiter*innen zu verbessern.
Ziel einer vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) beauftragten bundesweiten Evaluation des Prostituiertenschutzgesetzes durch das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen (KFN) ist eine retrospektive Gesetzesfolgenabschätzung auf Basis eines multi-methodischen Forschungsdesigns.. Diese soll die Erfahrungen aller Personengruppen beinhalten, an die sich das ProstSchG richtet.
Auf Anregung des NRW-Gesundheitsministeriums hat sich die Aidshilfe NRW, die sich mit ihren Mitgliedsorganisationen, kooperierenden Institutionen aus dem öffentlichen Gesundheitsdienst und Bündnisse, die in den unterschiedlichen Beratungsstrukturen für Sexarbeiter*innen tätig sind, seit einigen Jahren regelmäßig austauscht, dem KFN Ansprechpersonen genannt, die über ihre Erfahrungen in der Beratung und Betreuung von Sexarbeiter*innen Auskunft geben können.
Auf diese Weise hoffen wir, auf die Evaluation Einfluss nehmen zu können, um langfristig auf eine Gesetzesänderung im Hinblick auf die Optimierung der Gesundheits- und Arbeitsbedingungen von Sexarbeiter*innen hinzuwirken.
Wir wünschen Ihnen allen schöne Sommerttage und eine anregende Lektüre unseres Newsletters!
Petra Hielscher und Guido Schlimbach
Frauen und HIV/Aids
Aidshilfe NRW
A K T U E L L E S
CSD-Empfang der Aidshilfe NRW und des Queeren Netzwerks NRW 2023
Der ColognePride steht vor der Türe. Somit auch der CSD-Empfang 2023. Das Queere Netzwerk NRW und die Aidshilfe NRW laden Sie am Samstag, 8.Juli 2023, um 12 Uhr ganz herzlich in den Kölner Gürzenich ein! Im Rahmen des CSD Empfangs verleiht das Queere Netzwerk NRW die Kompassnadel 2023 an SOFRA Queer Migrants. Die Einladung finden Sie hier (PDF-Datei). Zum CSD Empfang anmelden können Sie sich bis zum 27. Juni 2023 unter queeres-netzwerk.nrw.
G E S U N D H E I T
Empfehlung der Landeskommission AIDS zur Zukunft der Präexpositionsprophylaxe (PrEP)
Die Landeskommission AIDS hat sich in den letzten Sitzungen ausführlich mit der Thematik der Praexpositionsprophylaxe befasst. Die Landeskommission verweist auf eine Studie des Robert Koch-Instituts (RKI), die bestätigt, dass die PrEP eine sinnvolle Maßnahme zur Vermeidung von HIV-lnfektionen ist. Die effektive Schutzwirkung der HIV-PrEP wurde durch die Ergebnisse von dieser Befragung erneut unterstrichen. Für die Fortführung dieser Maßnahme wird auch weiterhin eine Notwendigkeit gesehen.
Gleichzeitig wurde festgestellt, dass laut Einschätzung des Robert Koch- Instituts (RKI) nur ein Teil der Menschen, für die die PrEP eine geeignete Möglichkeit zur Vermeidung von HIV-Infektionen wäre, mit einer PrEP versorgt werden. Für ein bedarfsgerechtes Angebot werden insbesondere weitere Beratungsangebote benötigt. Das RKI sieht bereits jetzt bestehende Zugangsbarrieren zur PrEP sowie regionale Versorgungslücken aufgrund eines Mangels an PrEP-Verordnenden. Die Vermeidung von HIV-Neuinfektionen und die in der Folge erforderlichen lebenslangen medikamentösen Behandlungen stellen aus gesundheitspolitischer Sicht ein wichtiges Anliegen dar. Die Empfehlung der Landeskommission AIDS zur Zukunft der PrEP finden Sie hier (PDF-Datei).
Service-Hotline für Geflüchtete aus der Ukraine wird weitergeführt
Vor Kurzem hat die Deutsche Aidshilfe (DAH) mitgeteilt, dass die Hotline für ukrainische Flüchtlinge ihre Arbeit zu Ende April eingestellt hat. Jetzt gibt es doch eine Weiterfinanzierung, so dass die Hotline ihre Arbeit (zunächst) fortsetzen kann. Aktuell stehen bei der Hotline drei Ansprechpersonen zur Verfügung: Bei Fragen zu HIV und Medikation ist Vlad erreichbar per WhatsApp und Viber unter +38 073 590 23 63 und +49 175 691 84 98 (Handy), Larisa unter +38 050 325 54 05 und +49 160 454 46 34 (Handy). Bei Fragen zu Substitution OST (Substitutionstherapie) ist Roman (OST) erreichbar per Handy, WhatsApp, Telegramm unter + 49 162 630 61 75.
Abschlussbericht zur sexuellen Gesundheit und HIV/STI in trans und nicht-binären Communities
Die DAH hat das Forschungsprojekt "Sexuelle Gesundheit und HIV/STI in trans und nicht-binären Communitys" erfolgreich abgeschlossen. Insgesamt haben über 3000 Personen an dem partizipativen Projekt von Community-Vertreter*innen, Robert Koch-Institut (RKI) und Deutscher Aidshilfe (DAH) teilgenommen – 3077 an der quantitativen Studie des RKI und 59 Personen am qualitativen Studienteil der DAH. In den letzten Monaten wurde mit Hochdruck an dem Forschungsbericht und der Broschüre gearbeitet, die wichtigsten Ergebnisse sowie die daraus abgeleiteten Empfehlungen wurden zusammengefasst. Die Broschüre finden Sie hier (PDF-Datei).
S O Z I A L E S
"Schieb den Gedanken nicht weg!"
Im November 2022 ist die gemeinsame Kampagne des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und der Unabhängige Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs bundesweit gestartet – mit Plakaten, einem TV-Spot, kurzen Filmen in Sozialen Medien, Broschüren, Flyern und weiteren Informationsmaterialien. Im zweiten Kampagnenjahr soll die Botschaft, dass sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche überall geben kann, weitere Kreise ziehen. Sie soll noch mehr Menschen erreichen, die im privaten und beruflichen Alltag mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben. Wenn Sie an aktuellen Informationen, Aktionen vor Ort und der Kampagnenumsetzung in 2023 interessiert sind, melden Sie sich gerne zum Newsletter an unter nicht-wegschieben.hilfe-portal-missbrauch.de.
Willkommen im bunten Quartier
Der Arbeiter-Samariter-Bund NRW (ASB), der Paritätische Gesamtverband und der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) veröffentlichten im Mai die Website "Unser buntes Quartier". Das Online-Projekt tritt die Nachfolge der "Virtual Pride Parade" und der "Villa Vielfalt" an, die in den vergangenen Jahren breite und positive Resonanz erfahren haben. Die Verbände zeigen mit der gemeinsamen Aktion Flagge für Vielfalt, Respekt, Akzeptanz und Solidarität und stellen viele Informationen aus dem queeren Spektrum zur Verfügung. Zudem weisen die Organisationen mit der Aktion auf den Internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transfeindlichkeit (IDAHOBIT) am 17. Mai, den Deutschen-Diversity-Tag am 23. Mai und die Christopher- Street-Day- und Pride-Demonstrationen von Frühsommer bis Herbst hin, die landauf und landab stattfinden werden. Besucher*innen können auf der Homepage über 30 Häuser „besuchen“, die von Organisationen aus dem Vielfaltsspektrum „bewohnt“ werden. Dort werden ihre Projekte vor- und Informationen zu Vielfaltsthemen bereitgestellt. Mit einem Klick öffnen sich Pop-up-Menüs zu den einzelnen Häusern, über die Texte, Bildergalerien und Filme abgerufen werden können. Sie erreichen "Unser buntes Quartier" unter der Internetadresse unser-buntesquartier.de.
M E D I E N
Politisch korrekt? Eine Filmreihe über Diskriminierung, Macht, Empathie und die Schönheit der Vielfalt
In den Kurzfilmen zum Thema "Political Correctness" kommen junge Menschen zu Wort, deren Stimmen und Gefühle im Alltag häufig unterdrückt werden. Mitschüler*innen, Nachbar*innen und Freunde, die beispielsweise von strukturellem Rassismus betroffen sind oder wegen ihres Geschlechts, ihrer sexuellen Orientierung oder Not in der Familie benachteiligt oder diskriminiert werden. Mutig teilen sie ihre Erfahrungen und wünschen sich den nötigen Respekt ihrer Mitmenschen. Nach der erfolgreichen Kinofilmpremiere ist die dokumentarische Filmreihe nun als Streaming bzw. zum Download, als Multistreaming zur Nutzung für ganze Gruppen in Kursen und Lehrveranstaltungen, auf DVD zum Ankauf bzw. zur Ausleihe erhältlich. Weitere Informationen finden Sie unter medienprojekt-wuppertal.de.
T E R M I N E / F O R T B I L D U N G E N
7. und 8. Juli 2023 | München
Münchner AIDS-Werkstatt
Bereits zum neunten Mal wird der Werkstattkongress für klinische Berufe im Juli 2023 in München stattfinden. Schwerpunkte: Update HIV, Hepatitis, COVID, MPX. Im Unterschied zu anderen Veranstaltungen liegt der Fokus wieder auf einer interaktiven Wissensvermittlung mit mehr Praxis und Raum für kontroverse Diskussionen. Dazu gibt es verschiedene Workshops: interaktiv, aktuell, klinisch und psychosozial. Weitere Informationen finden Sie unter sv-veranstaltungen.de.
11. bis 13. August 2023 | Mülheim an der Ruhr
Landesweites Positiventreffen: Positive Kommunikations- und Beziehungskultur
Die Methode der gewaltfreien Kommunikation kann helfen, sowohl selbstbewusster als auch konstruktiver mit anderen zu kommunizieren, und dabei die eigenen Wünsche und Gefühle nicht aus dem Blick zu verlieren. Ziel ist, dass sich die Beteiligten verstehen können und in der Lage sind, Lösungen zu finden, die den Bedürfnissen aller gerecht werden. Weitere Informationen und die Möglichkeit zur Anmeldung finden Sie unter posithivhandeln.de.
18. August 2023 | Düsseldorf
Der ältere Mensch: Niemanden allein lassen - gemeinsam in die Zukunft
Mit ausgewiesenen Expertinnen und Experten wird das aktuelle Thema der Einsamkeit im Alter aus verschiedenen Perspektiven betrachtet. Es erwarten Sie interessante Impulsvorträge, lebendige Foren und Workshops sowie ein Markt der Möglichkeiten mit Infoständen und Aktionen. Die Foren vertiefen die Themen „Bewegung“, „Wohnen“ und „Ernährung“. Hier ist Raum für Diskussionen, wie eine zukünftige Versorgung älterer Menschen noch besser gelingen kann. Weitere Informationen lesen Sie unter kvno.de.
23. bis 25. August 2023 | Waldschlösschen
Geschichtswerkstatt 40 Jahre HIV/Aids in Deutschland
Am 5. Juni 2021 jährte sich die erste wissenschaftliche Erwähnung des Krankheitsbildes, das später Aids benannt wurde, zum 40. Mal. Mitte der 80er Jahre entstand dann eine Selbsthilfe- und Gesundheitsbewegung, die in die Gründung vieler Aidshilfen, Selbsthilfeorganisationen, Fachverbänden und anderen Organisations- und Aktionsformen mündete. Es gibt in Deutschland lokal, regional und überregional nur wenige Aktivitäten zur gesellschaftspolitischen und historischen Aufarbeitung der HIV- und Aids-Geschichte und der daraus entstandenen Organisationen und Strukturen. Diese Geschichtswerkstatt soll dazu anregen, sich mit der Geschichte von 40 Jahren HIV und Aids zu beschäftigen und dazu einladen, dass mehr Organisationen, Verbände, Institutionen, Netzwerke oder Menschen ihre Geschichte rund um HIV/Aids festhalten und weitergeben. Weitere Informationen finden Sie hier (PDF-Datei).
31. August bis 3. September | Waldschlösschen
Einführung in die HIV-/STI-Beratung I
Dieses Training ermöglicht es Anfänger*innen und Fortgeschrittenen, ihre kommunikativen Fähigkeiten zu erweitern und Kompetenzen speziell für die HIV-/STI-Beratung zu erwerben. Neben der Vermittlung theoretischer Kenntnisse zur Gesprächsführung steht die Einarbeitung ins Arbeitsfeld mittels Fallbeispielen aus der Praxis im Zentrum. Das Training regt zur Selbstreflexion und Auseinandersetzung mit den Chancen und Grenzen der Beratung an und ermöglicht es, eigene Fragen einzubringen und in der Gruppe zu bearbeiten. Weitere Informationen und die Möglichkeit zur Anmeldung finden Sie unter waldschloesschen.org.
1. bis 3. September 2023 | Wuppertal
Fachtag Selbsthilfe der DAH
Eingeladen zu diesem Fachtag sind Selbsthilfe-Akteur*innen aus den Netzwerken und Themenwerkstätten sowie anderen (über-)regionalen Zusammenschlüssen, um einander kennenzulernen, die geleistete Arbeit einem breiteren Publikum vorzustellen und sich zu vernetzen. Willkommen sind auch Menschen, die sich für ein Selbsthilfe-Engagement interessieren und sich über die verschiedenen Möglichkeiten einer Mitarbeit informieren möchten. Anmeldung über seminardesk.de.
15. bis 17. September 2023 | Waldschlösschen
Einführung in die HIV-/STI-Beratung II
Näheres zur Veranstaltung siehe oben. Weitere Informationen und die Möglichkeit zur Anmeldung finden Sie unter waldschloesschen.org.
27. September 2023 | Frankfurt am Main und online
Der sichere Ort. Institutionelle Schutzkonzepte entwickeln und lebbar machen
Institutionelle Schutzkonzepte sind mit der Verabschiedung des Kinder- und Jugendstärkungsgesetzes (KJSG) ein rechtlicher Auftrag der Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe. "Dazu zählen auch Qualitätsmerkmale für die inklusive Ausrichtung der Aufgabenwahrnehmung und die Berücksichtigung der spezifischen Bedürfnisse von jungen Menschen mit Behinderungen sowie die Sicherung der Rechte von Kindern und Jugendlichen in Einrichtungen und in Familienpflege und ihren Schutz vor Gewalt." (§ 79a SGB VIII). In der (hybriden) Fachveranstaltung erhalten die Teilnehmenden einen umfassenden Einblick in das Themenfeld. Die Anmeldemöglichkeit finden Sie unter ikj-akademie.de.
30. September bis 3. Oktober 2023 | Schwerte
Treffen junger Erwachsener mit HIV
Dieses Treffen richtet sich an junge Menschen mit HIV zwischen 18 und 27 Jahren. Leben mit HIV ist auch heute noch eine besondere Herausforderung, insbesondere, wenn man noch sehr jung ist. Den richtigen Job, die eigene sexuelle und geschlechtliche Identität finden und lustvoll ausleben, Krisen erleben, aus der Bahn geworfen zu werden, eine Zukunftsperspektive entwickeln, vielleicht in einem fremden Land und all dies ohne dass die HIV-Infektion eine zusätzliche Hürde darstellt. Geht das? Weitere Informationen finden Sie hier (PDF-Datei).
S O N S T I G E S
LSBT*I*Q+ Beschäftigte für Befragung gesucht
Für eine aktuelle Umfrage des Instituts für Diversity- und Antidiskriminierungsforschung in Köln, die sich mit der Arbeitssituation von LSBT*I*Q+ (lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans*, inter*, queeren) Personen befasst, werden Teilnehmende gesucht. Diese Befragung wird ca. 15 bis 20 Minuten dauern. Die Bearbeitung funktioniert an Smartphone, Tablet und PC, sodass Sie frei wählen können. Wenn Sie an der Studie teilnehmen möchten, finden Sie diese unter hochschulen-fresenius-unipark.de.
Ausschreibungen im Landesverband
Aktuelle Ausschreibungen der Aidshilfe NRW und ihrer Mitgliedsorganisationen sowie befreundeter Organisationen finden Sie unter ahnrw.de.
Der nächste Newsletter erscheint Mitte August 2023
Wir freuen uns über interessante Berichte, Veranstaltungshinweise etc. Bitte senden Sie diese bis Anfang des Monats August per E-Mail an Petra Hielscher.
Aktuelles
2015-08-24: Gewissheit beim HIV-Test jetzt schon nach sechs Wochen
30 Jahre nach der Einführung des HIV-Tests verkürzt sich das diagnostische Fenster. Die... mehr
2015-08-06: Deutsche AIDS-Hilfe stützt Kurs von Amnesty International zur Sexarbeit
Amnesty International steht unter Druck. Der Grund: Die Menschenrechtsorganisation will auf ihrer... mehr
2015-09-04: Sexual health and sexual rights for all! Welttag der sexuellen Gesundheit
Der Welttag der sexuellen Gesundheit 2015 steht unter dem Motto „Sexual health and sexual... mehr
2015-10-01: Internationaler Tag der älteren Generation
In Deutschland wird die Gesellschaft zunehmend älter. Das gilt dank der medizinischen... mehr
2015-10-08: Filmpremiere "Positiv schwanger"
Schwangerschaft und HIV? – Das geht! Vier Mütter mit HIV erzählen ihre Geschichte.... mehr
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