Dezember 2022
Liebe Leser*innen,
an dieser Stelle berichten wir immer wieder gern von Menschen, die sich in unseren Zusammenhängen besonders engagieren. Die ehemalige Frauenreferentin der Deutschen Aidshilfe, Marianne Rademacher, hat sich über ihre beruflichen Aufgaben hinaus mit großer Beharrlichkeit und großem Engagement für das Thema Frauen und HIV bundesweit eingesetzt. Als Ärztin ging sie nicht nur auf die medizinischen Aspekte ein, in vorbildlicher Weise kämpfte sie auch gegen Stigmatisierung und Diskriminierung. Dafür haben sich die XXelle-Frauen bei ihr mit der XXelle-Nadel bedankt. Anlässlich der Verleihung im Herbst 2022 in Berlin ist ein Kurzfilm entstanden, den wir Ihnen heute präsentieren können. Eine schöne Würdigung für eine langjährige Kollegin, die sich weit über ihren Job hinaus für unsere Anliegen engagiert hat. Das Video von Bärbel Zibold finden Sie unter xxelle-nrw.de.
Ihnen allen eine anregende Lektüre unseres Newsletters sowie schöne und geruhsame Feiertage, kommen Sie gut ins neue Jahr!
Petra Hielscher und Guido Schlimbach
Frauen und HIV/Aids
Aidshilfe NRW
A K T U E L L E S
HIV-Zahlen 2022
Das Robert Koch-Institut (RKI) hat Mitte Dezember das jährliche Epidemiologische Bulletin zu den HIV-Schätzzahlen veröffentlicht - die Schätzung der HIV-Infektionen im Jahr 2021 in Deutschland. Die wichtigsten Aussagen: Im letzten Jahr gab es geschätzt 1800 Neuinfektionen, gleichbleibend zum Jahr 2020 (nach aktualisierter Schätzung für das Jahr 2020 waren es dort auch 1800). Der Trend der sinkenden Infektionszahlen in der Gruppe der Schwulen und anderen MSM setzt sich fort, die anderen Gruppen bleiben nach einem steigenden Trend der letzten Jahre stabil. Der Anteil der späten Diagnosen ist konstant geblieben, der Anteil der noch nicht Diagnostizierten geht in der Gruppe der MSM zurück, während er in anderen Gruppen leicht ansteigt. Insgesamt wissen gut 90 Prozent aller Menschen mit HIV von ihrer Infektion. Die Zahl der in Deutschland mit HIV lebenden Menschen wird auf 90.800 geschätzt, also niedriger als in den Vorjahren, da die allgemeine Sterblichkeit berücksichtigt wird. HIV/AIDS in Deutschland – die Eckdaten der Schätzung finden Sie hier (PDF-Datei).
Die Daten aus NRW
In Nordrhein-Westfalen waren im Jahr 2021 nach Schätzungen des RKI 360 Neuinfektionen zu verzeichnen. Dies sind etwa 40 Infektionen weniger als im Jahr 2020. Ca. 290 Personen sind Männer (Veränderung zu 2020: -35), etwa 75 Personen sind Frauen (Veränderung zu 2020: -5). Rund 200 Personen haben sich über mann-männlichen Sex infiziert (Veränderung zu 2020: -30). Etwa 85 Personen haben sich über heterosexuelle Kontakte infiziert (Veränderung zu 2020: -5). Rund 70 Personen haben sich über i.v. Drogengebrauch infiziert (Veränderung zu 2020+/-0). Am Ende des Jahres 2021 lebten rund 19.400 (Schwankungsbreite: 18.300 bis 22.700) Menschen mit HIV oder Aids in NRW. Etwa 15.700 sind männlich, etwa 3.750 weiblich. Der Anteil der Menschen mit HIV, die von ihrer Infektion wussten, betrug 91 Prozent (2020: 90 Prozent). Der Anteil der Menschen mit HIV, die von ihrer Infektion wussten und eine antiretrovirale Therapie erhielten, bleibt konstant bei 96 Prozent. HIV-Erstdiagnosen wurden in NRW im Jahr 2021 schätzungsweise 540 gestellt (Veränderung zu 2020: -95), etwa 180 davon erst bei fortgeschrittenem Immundefekt (Veränderung zu 2020: -50). Von den 180 Personen wiesen 100 bereits Aids-definierende Erkrankungen auf (Veränderung zu 2020: -25). 2021 gab es etwa 150 Todesfälle bei HIV-Infizierten. Mehr lesen Sie hier (PDF-Datei).
Deutsche Aidshilfe zu HIV-Zahlen: Versorgungslücken schließen!
Um die Zahl der HIV-Infektionen und -Spätdiagnosen weiter zu senken, müssen Engpässe in der Drogenhilfe und bei der Versorgung mit der HIV-Prophylaxe PrEP beseitigt werden. Leicht erreichbare HIV- und HCV-Testangebote müssen ausgebaut werden. Die Stellungnahme der Deutschen Aidshilfe lesen Sie unter aidshilfe.de.
S O Z I A L E S
HIV-Tests im Arbeitsleben verbieten!
Schwerwiegende Diskriminierung von Menschen mit HIV im Arbeitsleben kommt immer wieder vor – obwohl sie in allen Berufen arbeiten können und dürfen. Denn HIV ist im Arbeitsalltag nicht übertragbar und aufgrund der heute verfügbaren Medikamente muss die Infektion die Leistungsfähigkeit nicht mehr einschränken. Die Stellungnahme der Deutschen Aidshilfe finden Sie unter aidshilfe.de.
Gewalt in der Partnerschaft: "Die Pandemie hat ihre Spuren hinterlassen"
Im vergangenen Jahr sind bundesweit 143.000 Fälle von Gewalt gegen Frauen in Partnerschaften registriert worden. Das ist ein leichter Rückgang gegenüber 2020, dem ersten Corona-Jahr. Bislang mache sich das aber nicht bemerkbar, sagt Katrin Frank im SWR. Sie ist im Vorstand des Vereins Frauenhaus-Koordinierung und im Paritätischen Gesamtverband sowie Referentin für Frauen beim Paritätischen Gesamtverband: "In den Fachberatungsstellen und Frauenhäusern hat sich die Arbeit eher zugespitzt." Dort hätten die Kolleginnen von Beginn der Pandemie an "unter Druck" gestanden. Es sei wegen des Lockdowns darum gegangen, möglichst schnell auf Online-Beratungen umzustellen. Das sei alles andere als leicht: "Wenn der Täter im Nebenraum sitzt und die gewaltbetroffene Frau nicht das Haus verlassen kann, dann müssen Beratungen über Chat und Mailaustausch geführt werden", sagte Katrin Frank im Gespräch mit SWR2 Aktuell-Moderator Florian Zelt. Den Filmbeitrag des SWR finden Sie unter swr.de.
Frauen sind auch im Netz ungenügend vor Gewalt durch (Ex-)Partner geschützt
In Deutschland wird öfter als jeden dritten Tag eine Frau durch ihren (Ex-)Partner getötet. Zu Tötungsversuchen kommt es täglich. Alljährlich verzeichnet die Polizeiliche Kriminalstatistik einen Anstieg häuslicher Gewalt. Erst seit 2020 wird im Zuge dessen Gewalt mit dem „Tatmittel Internet“ gesondert aufgeführt. Dabei wird mit großer Wahrscheinlichkeit nur ein Bruchteil der tatsächlichen Fälle erfasst. Bund und Länder sollten alle beteiligten Berufsgruppen angemessen zum Schutz vor digitaler Gewalt fortbilden und entsprechende Ressourcen bereitstellen sowie die Datenlage zu digitaler Gewalt in Partnerschaften verbessern, um effektive Maßnahmen entwickeln zu können. Die Pressemeldung der Frauenhaus-Koordinierung finden Sie hier (PDF-Datei).
P O L I T I K
Deutschland setzt zentrale Verpflichtungen aus der Istanbul-Konvention um
Am 1. November 2022 hat am Deutschen Institut für Menschenrechte (DIMR) die unabhängige Berichterstattungsstelle zu geschlechtsspezifischer Gewalt ihre Arbeit aufgenommen. Die Berichterstattungsstelle trägt dazu bei, eine breite und belastbare Datengrundlage zu schaffen, um Entwicklungen und Trends in Bezug auf geschlechtsspezifische Gewalt in Deutschland sichtbar zu machen. So können diese zielgenauer verhütet und bekämpft werden. Sie formuliert auch Empfehlungen an Politik und Verwaltung, um Maßnahmen und Programme gegen geschlechtsspezifische Gewalt effektiv zu gestalten und die menschenrechtliche Situation der Betroffenen zu verbessern und informiert und sensibilisiert die Öffentlichkeit. Weitere Informationen finden Sie unter bmfsfj.de.
T H E M A
Johannas Kolumne
Unser Vorstandsmitglied Johanna Verhoven berichtet in ihrer Kolumne über eine tolle Fotoaktion in Bielefeld anlässlich des Welt-Aids-Tags am 1. Dezember. Zu insgesamt 20 Fragen zum Leben mit HIV haben die Akteur*innen auf Erklärtafeln knappe und präzise Antworten formuliert und Fotos dazu gemacht. Johannas Kolumne finden Sie unter xxelle-nrw.de.
M E D I E N
"Stark für Frauen – der Podcast der autonomen Frauenberatungsstellen NRW"
Der Podcast gibt einen umfassenden Einblick in die Arbeit der autonomen Frauenberatungsstellen und deren Dachverband in Nordrhein-Westfalen. In 25 Folgen bespricht die Journalistin Sarah Tekath die vielfältigen Themen von häuslicher Gewalt über Armut bis hin zu Flucht und Migration. Zu Wort kommen Klientinnen und Expertinnen aus den autonomen Frauenberatungsstellen. Die ersten Folgen des Podcasts sind auf allen gängigen Plattformen und unter frauenberatungsstellen-nrw.de zu finden.
Umgang mit Rassismus und Rechtsextremismus im Hilfesystem für gewaltbetroffene Frauen
Kürzlich ist eine neue Broschüre des Paritätischen Gesamtverbands zum Thema "Gewaltschutz unter Druck - Umgang mit Rassismus und Rechtsextremismus im Hilfesystem für gewaltbetroffene Frauen" erschienen. Diskriminierende, rassistische und rechtsextrem motivierte Positionen und Vorfälle gehören zum beruflichen Alltag vieler Fachkräfte der Sozialen Arbeit und stellen sie vor große Herausforderungen. Zudem sind etablierte Angebote der Sozialen Arbeit Diffamierungen durch Rechtsextremist*innen ausgesetzt. Mitunter werden Mitarbeiter*innen und Ehrenamtliche bedroht oder sogar körperlich angegriffen. Aktuelle Studienergebnisse zeigen, dass Fachkräfte der Sozialen Arbeit in den letzten Jahren einen Anstieg rechtsextremer Aktivitäten und Einflussnahmen wahrnahmen. Diese Broschüre soll eine Hilfestellung beim Erkennen und Einordnen der Phänomene geben und Handlungsmöglichkeiten eröffnen. Die Broschüre finden Sie hier (PDF-Datei).
T E R M I N E / F O R T B I L D U N G E N
18. Januar 2023 | Online
Fortbildung: Basics sexuelle und geschlechtliche Vielfalt LSBTIAPQN
LSBTIAPQN…. Was verbirgt sich hinter diesen Buchstaben und was meinen wir eigentlich, wenn wir von sexueller und geschlechtlicher Vielfalt sprechen? Wie können pädagogische Kräfte verschiedene Sexualitäten und Geschlechter besprechen, ohne das eine als das „normale“ und das andere als eine Abweichung darzustellen? Wie können Angebote so gestaltet werden, dass sich trans*, inter* und nicht binäre, queere, lesbische, schwule, bi-, pan- und asexuelle junge Menschen genauso angesprochen fühlen wie heterosexuelle, cis- und endogeschlechtliche Kinder und Jugendliche? Weitere Infos und Möglichkeit zur Anmeldung finden Sie unter gender-nrw.de.
3. und 4. Februar 2023 | Mülheim an der Ruhr
Fachtag: Sexualität & Psyche
In seiner zwölften Auflage beschäftigt sich der Fachtag mit dem Thema "Sexualität und Macht“. Geplant sind unter anderem Vorträge bzw. Workshops zu Macht in der Psychotherapie, Stigmatisierung und Sexualität, zum Verhältnis der Geschlechter, zu Machtverhältnissen in der Sexarbeit, Konsensfindung in der Sexualität, Diskriminierung, Sexualität und Trauma. Weitere Informationen finden Sie hier (PDF-Datei).
23. bis 25. März 2023 | Bonn
11. Deutsch-Österreichischer-AIDS-Kongress (DÖAK 2023)
Im Frühjahr ist es soweit: In Bonn findet der DÖAK 2023 unter dem Motto "HIV und AIDS – (k)eine Generationenfrage" statt. Aktuelle Informationen finden Sie unter doeak-kongress.de.
7. und 8. Juli 2023 | München
Die Münchner AIDS-Werkstatt ist zurück
Bereits zum neunten Mal wird der Werkstattkongress für klinische Berufe im Juli 2023 in München stattfinden. Schwerpunkte: Update HIV, Hepatitis, COVID, MPX. Im Unterschied zu anderen Veranstaltungen liegt der Fokus wieder auf einer interaktiven Wissensvermittlung mit mehr Praxis und Raum für kontroverse Diskussionen. Dazu gibt es verschiedene Workshops: interaktiv, aktuell, klinisch und psychosozial. Weitere Informationen finden Sie unter sv-veranstaltungen.de.
S O N S T I G E S
Aufruf an Übersetzer*innen
Die Datenbank des Projekts Roter Stöckelschuh umfasst eine ständig wachsende Sammlung an sexarbeitsfreundlichen Adressen im gesamten Bundesgebiet. Hier werden die Adressen von Ärzt*innen, Therapeut*innen, Beratungsstellen, Anwält*innen, Steuerberater*innen u.v.m. zusammengetragen, die Sexarbeiter*innen frei von Vorurteilen beraten und behandeln. Um die Datenbank auch für nicht-deutschsprachige Nutzer*innen zugänglicher zu machen, soll nun eine mehrsprachige Anleitung integriert werden, die Schritt für Schritt erklärt, wie die Webseite automatisch vom Browser in die gewünschte Sprache übersetzt werden kann. Für dieses Vorhaben sucht der Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen Personen, die diese Anleitung übersetzen und/oder die Übersetzungen lektorieren wollen. Für die Tätigkeit steht ein Honorar-Budget zur Verfügung und es wird mit Honorarvertrag und Rechnungsstellung gearbeitet. Interessent*innen können ihren Kostenvoranschlag für jeweils Übersetzung und/oder Lektorat der Übersetzungen an roterstoeckelschuh@besd-ev.de schicken. Gesucht werden vor allem Englisch, Spanisch, Französisch, Portugiesisch, Bulgarisch, Rumänisch, Ungarisch, Russisch, Ukrainisch, Polnisch, Türkisch und Thai.
Wir nehmen Abschied von Klaus Hußmann
Im November starb der langjährige Mitarbeiter der Aidshilfe NRW Klaus Hußmann an den Folgen einer Krebserkrankung. Manchen der Kolleg*innen im Kontext von XXelle war er viele Jahre bekannt. Unser Mitgefühl gilt seinem Ehemann, wir denken dankbar an die Zeit mit ihm zurück. Mehr lesen Sie unter ahnrw.de.
Ausschreibungen im Landesverband
Aktuelle Ausschreibungen der Aidshilfe NRW und ihrer Mitgliedsorganisationen sowie befreundeter Organisationen finden Sie unter ahnrw.de.
Der nächste Newsletter erscheint Ende Januar 2023
Wir freuen uns über interessante Berichte, Veranstaltungshinweise etc. Bitte senden Sie diese bis Mitte des Monats per E-Mail an Petra Hielscher.
Aktuelles
2015-08-24: Gewissheit beim HIV-Test jetzt schon nach sechs Wochen
30 Jahre nach der Einführung des HIV-Tests verkürzt sich das diagnostische Fenster. Die... mehr
2015-08-06: Deutsche AIDS-Hilfe stützt Kurs von Amnesty International zur Sexarbeit
Amnesty International steht unter Druck. Der Grund: Die Menschenrechtsorganisation will auf ihrer... mehr
2015-09-04: Sexual health and sexual rights for all! Welttag der sexuellen Gesundheit
Der Welttag der sexuellen Gesundheit 2015 steht unter dem Motto „Sexual health and sexual... mehr
2015-10-01: Internationaler Tag der älteren Generation
In Deutschland wird die Gesellschaft zunehmend älter. Das gilt dank der medizinischen... mehr
2015-10-08: Filmpremiere "Positiv schwanger"
Schwangerschaft und HIV? – Das geht! Vier Mütter mit HIV erzählen ihre Geschichte.... mehr
Termine
Hier finden sie alle Termine und Aktivitäten der nächsten Wochen