Meine zehn Jahre mit der LAG Frauen und HIV/Aids in NRW

2020 können wir – die XXelle-Frauen und alle anderen, die sich interessiert, die begleitet und/oder aktiv mitgestaltet haben – mit Stolz auf 25 Jahre des Bestehens der Landesarbeitsgemeinschaft Frauen und HIV/Aids in NRW zurückblicken. Ja, mit Stolz, denn es ist nicht selbstverständlich, dass eine Arbeitsgemeinschaft über 25 Jahre existiert, dass sich immer wieder genügend Frauen unter den HIV-Infizierten in Nordrhein-Westfalen finden, die sich engagieren und etwas bewegen möchten, die sich nicht mit vorhandenen Gegebenheiten abfinden sondern sich zu Wort melden möchten und damit letztlich auch einen großen Beitrag zur Präsenz von Frauen und HIV in der Öffentlichkeit leisten.

Ich persönlich darf nun seit etwa zehn Jahren auf verschiedenste Weise über die Arbeit der LAG berichten. In diesen Jahren konnte ich einen Eindruck gewinnen von der Vielfalt an Angeboten und Themen, die die Frauen der LAG Jahr für Jahr stemmen. Und nicht nur das, ich spürte an vielen Stellen die Energie, die die Frauen antreibt und mit der sie sich für die Frauen mit HIV und in manchen Fällen auch für sich selbst einsetzen. Ganz sicher ist es ein starker Antrieb, wenn eine der engagierten Frauen selbst zum Kreis derer gehört, für die sie sich engagiert. Das trifft aber nicht bei allen zu. Und ich kann nicht behaupten, einen Unterschied zwischen dem Einsatz der einzelnen von mir erlebten Frauen bemerkt zu haben. Es ging und geht eindeutig über die eigene Person hinaus, nämlich darum, mit dem eigenen Wirken die Lebensumstände aller Frauen mit HIV/Aids in NRW zu verbessern und ein Stück weit an deren positiver Gestaltung mitzuarbeiten. Diese Motivation war in den zahlreichen Begegnungen und Gesprächen der letzten zehn Jahre für mich deutlich erfahrbar.

In dieser Zeit habe ich über Persönlichkeiten und deren eigene Jubiläen berichtet – wie zum Beispiel über die Dienstjubiläen von Annette Ritter aus Münster, Manuela Brandt aus Ahaus und Petra Hielscher aus Köln, oder das "Jubiläum" von Kelly Cavalcanti, die damals bereits seit 20 Jahren mit HIV lebte. Ich habe phantasievolle und ortsübergreifende Aktionen wie „Komm in Bewegung“ vorgestellt, die ihren Ursprung in Bochum hatte. Ich konnte Projekte wie "Ariadne" der Vernetzung XXelle Westfalen oder "Habari" aus Bonn vorstellen, über die Frauensprechstunde in Münster oder die Mitternachtsmission in Dortmund berichten. Ich nahm an den XXelle LIVE Fachtagungen 2011 in Köln, 2013 in Dortmund und 2015 in Düsseldorf teil und war an deren Dokumentation beteiligt. Über die Teilnahme der LAG an anderen Tagungen wie der jährlichen Landestagung der Hebammen in Mülheim a. d. Ruhr oder der Fachtagung "Psychotherapie bei Menschen mit HIV/Aids" schrieb ich Artikel für die DHIVA und die XXelle Homepage. 

Bei allem ist es den LAG-Mitwirkenden immer wichtig, klar Position zu beziehen und Flagge zu zeigen. Das konnte ich bei Einführung des Prostituiertenschutzgesetzes miterleben. Ich war dabei, als eine Vertreterin des Berufsverbandes erotische und sexuelle Dienstleistungen zur Diskussion darüber in die AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel kam. Die Positionierung fiel eindeutig gegen das Gesetz aus. 

Was die Organisation und die internen Strukturen betraf, berichtete ich über einzelne Standorte sowie über regional entwickelte Vernetzungsstrukturen wie XXelle Rheinland, XXelle Westfalen oder XXelle Ruhrgebiet. Ich stellte das Bündnis der HIV-positiven Aktivistinnen in NRW, XXelle PLUS, vor. 

2012 bereits organisierten die LAG-Frauen zum zweiten Mal ein landesweites Arbeitstreffen in Form einer Zukunftswerkstatt. Hier wurden Pläne, Ideen und Wünsche für die Frauenarbeit in NRW gesammelt und besprochen und auch die Sinnhaftigkeit so mancher langjähriger Angebote kam dabei auf den Prüfstand. Konstruktive Kritik war in diesem Umfeld ebenso willkommen wie Lob und positive Rückmeldungen. 

Zur mentalen wie professionellen Stärkung der LAG-Frauen und ihrer Arbeit in den lokalen Aidshilfen finden regelmäßig bedarfsgerechte Fortbildungen statt. An einer solchen zum Thema Netzwerken – auf Kölsch: Klüngeln - nahm ich gerne teil und konnte davon vieles auch für mich persönlich mit nach Hause nehmen.

Es gäbe noch viel mehr zu erzählen über diese Gemeinschaft und ihr Wirken. Aber vielleicht verbleibe ich bei meinem ganz eigenen und persönlichen Eindruck, den ich bei der Durchsicht all der Texte und Notizen der letzten zehn Jahre gewonnen habe: Die LAG-Frauen sind hochmotiviert und sprühen oft vor Tatendrang. Die LAG ist bunt, ist vielseitig, ist unglaublich aktiv und kreativ, flexibel und stark, durchaus auch mal laut und nie wirkungslos. Frauen-Power! Davon wünsche ich mir auch in der Zukunft mehr…

Claudia Kannen

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