Empowerment von Frauen* mit HIV gehört zu den wichtigsten Zielen von XXelle. Selbststärkung – nach außen und nach innen, für ein selbstbewusstes Auftreten im eigenen Umfeld, in der Gesellschaft, aber auch innerhalb unseres medizinischen Systems, also dort, wo einem geholfen werden soll. Auch hier sollten die Frauen* stark und gut vorbereitet sein.

Einen Schritt in diese Richtung machten nun 22 Frauen, die an einem im Winter angebotenen Online-Seminar zum Thema „Frauen* und HIV – sicher unterwegs im Medizinsystem“ teilnahmen. Organisiert hatte dieses Seminar ein Zusammenschluss von fünf XXelle-Standorten in Westfalen. Hierzu konnten sie als Referentin Dr. Hannah Linke gewinnen, die seit März 2024 als Oberärztin die Ambulanz für erworbene Immunschwäche in der Medizinischen Klinik D am UKM (Universitätsklinikum Münster) leitet.

Hannah Linke stellte sich für anderthalb Stunden per Zoom nicht nur den Fragen der Teilnehmerinnen, sondern sie gab ihnen auch die „richtigen“ Fragen an die Hand. Denn nicht jede weiß, was wann in welcher Form sinnvoll ist, welche Fragen gestellt werden sollten, auf welche Gesundheitsleistungen sie Anspruch hat oder welche Rechte Frauen* im medizinischen System in Deutschland haben. Man sollte hier auch nicht die Frauen* mit HIV und Migrationsbiografie vergessen, die neben einer vermutlich vorhandenen Sprachbarriere noch viel mehr Hürden zu überwinden haben. Einige dieser Hürden und Fragestellungen konnten in dem Zoom-Meeting angesprochen und erörtert werden.

Neben der Klärung rechtlicher Fragen ging es in der Hauptsache um medizinische Themen. Welche Kontrolluntersuchungen, welche Impfungen, welche Tests sind für welche Frau* sinnvoll? Beispielsweise sollten ein Pap-Test sowie ein HPV-Test zur frühzeitigen Erkennung von Krebs unbedingt zur medizinischen Vorsorge gehören. Gibt es neue HIV-Therapien speziell für Frauen* und wenn ja, wie sind diese aufgebaut? HIV und Stillen sorgt bei Frauen* mit HIV nach wie vor für Unsicherheit. Auch auf eine eventuelle Gewichtszunahme während einer antiretroviralen Therapie sollte die Patient*in vorbereitet sein. Welche Symptome können bei Frauen* als Anzeichen für eine gesundheitliche Schräglage auftreten, die sich bei Männern vielleicht gänzlich anders äußert (Beispiel Schlaganfall)? Auch gibt es Unterschiede im Schmerzempfinden oder in der Verträglichkeit von Medikamenten. Welchen Wechselwirkungen verschiedener Medikamente sollte Beachtung geschenkt werden? Auf diese umfänglichen Fragen bot Hannah Linke Antworten, die es den Frauen* möglich machen sollen, selbstbewusst in den medizinischen Praxen aufzutreten und ihre Interessen wirksam zu vertreten. Denn häufig gehen gerade solche Fragen im medizinischen Praxisalltag unter oder sind in der jeweiligen Situation vor Ort nicht präsent genug, um gestellt zu werden.

Am Schluss der Veranstaltung gaben die Frauen als Feedback unter anderem an, sich in der Tat gestärkt und inspiriert zu fühlen. Einige meinten, dass sie gerne zu Hannah Linke wechseln würden, andere sahen sich durch diese Veranstaltung erst in der Lage und gestärkt genug, auf bestimmte Untersuchungen zu bestehen und sich auf den Weg zu begeben.

Und genau darum geht es: Lasst euch nicht so schnell abfertigen liebe Frauen*, seid stark und selbstbewusst, stellt eure Fragen und begebt euch auf den Weg. XXelle unterstützt euch!

*Das Gender-Sternchen (*) dient als Verweis auf den Konstruktionscharakter von "Geschlecht". Das Sternchen hinter "Frauen" soll verdeutlichen, dass es sich auf alle Personen bezieht, die sich unter der Bezeichnung "Frau" definieren, definiert werden und/oder sich sichtbar gemacht sehen.