2019-11-14: HIV-Neuinfektionen 2018 erneut gesunken
Die Zahl der HIV-Neuinfektionen in Deutschland ist erneut gesunken. 2.400 Menschen infizierten sich im Jahr 2018, etwa 100 weniger als im Vorjahr. Im NRW waren es 510, etwa 20 weniger als 2017. Damit gehen die Zahlen seit 2015 zurück. Das teilte heute das Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin mit.
Bei den Männern, die Sex mit Männer haben, der am stärksten betroffenen Gruppe, ist die Zahl der Neuinfektionen seit 2012 um mehr als ein Viertel zurückgegangen. Hauptgrund: HIV-Infektionen werden in dieser Gruppe laut RKI in den letzten Jahren früher diagnostiziert und behandelt – damit werden auch weitere Infektionen verhindert.
Besondere Aufmerksamkeit fordert der fortgesetzte Anstieg von HIV-Infektionen bei Menschen, die intravenös Drogen konsumieren. Erfolgreiche Testprogramme für HIV und Hepatitis C müssen daher fortgesetzt und ausgebaut werden. Neue Substanzen und Konsumformen erfordern eine intensive und differenzierte Ansprache in der Prävention. In Haft muss ein flächendeckender Zugang zu Substitutionstherapien und sauberen Spritzen gewährleistet werden. Dringend erforderlich sind außerdem Drogenkonsumräume in allen Bundesländern.
Außerdem erhalten HIV-positive Drogenkonsument*innen häufig keine HIV-Therapie. Die Therapiequote bei wissentlich HIV-Positiven lag laut DRUCK-Studie des RKI (2016) nur bei 55 Prozent (allgemein: 93%). Hier herrscht dringender Handlungsbedarf.
Außerdem meldet das RKI eine etwas geringere Anzahl Menschen, die bei der HIV-Diagnose bereits an Aids oder einem schweren Immundefekt erkrankt waren – überwiegend, weil sie lange nichts von ihrer Infektion wussten und unbehandelt blieben (1.000 statt 1.100 Fälle im Vorjahr). Offenbar haben mehr Menschen als bisher einen HIV-Test gemacht und wurden behandelt, bevor sie krank wurden. Bei den schwulen und bisexuellen Männern in Großstädten ist zudem laut RKI erstmals die Zahl derer gesunken, die mit HIV leben, ohne davon zu wissen.
"Die Zahl der Spätdiagnosen zu verringern ist eine der wichtigsten Herausforderungen der Prävention", so die Deutsche Aidshilfe (DAH) heute. "Erfreulicherweise zeigen Kampagnen und neue Testangebote offenbar Wirkung. Doch diese Erfolge sind nur ein Anfang. Es gilt weiter deutlich zu machen: Eine frühe Diagnose ist wichtig. Mit HIV kann man heute gut leben, ohne Therapie droht weiterhin Aids.“
Laut Robert-Koch-Institut leben insgesamt noch immer 10.600 Menschen in Deutschland unwissentlich mit HIV. Das UNAIDS-Etappenziel für das Jahr 2020, dass 90 Prozent aller Menschen mit HIV diagnostiziert sein sollen, verfehlt Deutschland noch (aktuell 88 Prozent).
Die DAH weist darauf hin, dass vermeidbare HIV-Infektionen unter anderem entstehen, weil es in Deutschland nach wie vor keine Vergabe sauberer Spritzen in Haft gibt und weil Menschen ohne Aufenthaltspapiere faktisch keinen Zugang zur HIV-Therapie haben. Hier muss dringend Abhilfe geschaffen werden.
Auch das Potenzial der HIV-Prophylaxe PrEP ist bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Zur sinkenden Zahl der Neuinfektionen hat sie aller Wahrscheinlichkeit nach bereits beigetragen. Seit Herbst 2017 ist sie zu erschwinglichen Preisen auf Privatrezept erhältlich, seit dem 1. September 2019 übernehmen die Gesetzlichen Krankenkassen die Kosten. Die PrEP muss nun noch bekannter gemacht werden. Zudem fehlen in manchen Städten und Regionen abseits von Ballungsgebieten ärztliche Einrichtungen, die die PrEP verschreiben dürfen.
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