2017-07-14: Besuch aus Russland

Vera Antonova von UMKA in Jekatarinenburg zu Gast in KölnHeute war, begleitet von Karin Hoeltz vom Gesundheitsamt in Wuppertal, die russische Sozialarbeiterin Vera Antonova aus Suchoj Log, einer kleinen Stadt östlich von Ekaterinburg, in der Aidshilfe NRW zu Gast. Vera ist Gründerin des Projektes UMKA, das in einer bescheiden ausgestatteten Wohnung mehr als 100 Frauen und 50 Kinder mit HIV betreut. Für unsere deutschen Ohren klingt dies nach einem intensiv genutzten Angebot, das sich mit kaum einer Beratungsstelle in Deutschland vergleichen lässt. Die traurige Realität ist, dass sich HIV in Russland seuchenhaft ausbreitet, was staatlicherseits unter den Teppich gekehrt wird. Zwar stellen die Behörden HIV-Medikamente zur Verfügung, allerdings ist das mit Auflagen verbunden. Die Menschen, zumal die Kinder, dürfen nicht über ihre Krankheit reden. Wie stigmatisierend ein solches Vorgehen ist, kann wohl jede*r von uns nachempfinden.

Obwohl Russland der einzige Staat der Welt ist, in dem die Ausbreitung von HIV die Ausmaße einer Epidemie angenommen hat, wird HIV tabuisiert. Offiziell gibt es in Russland etwa eine Million Menschen mit HIV, wahrscheinlich sind es aber mehr als doppelt so viel. Besonders hart trifft es Gebiete, die von der Wirtschaftskrise stark beeinträchtigt wurden. Etwa die Region rund um Ekaterinburg. Hier, in der viertgrößten Stadt Russlands ist schätzungsweise jede*r 50. Bewohner*in HIV-positiv. Besonders tragisch, dass viele ungeborene Kinder bereits im Mutterleib infiziert werden. Die Hilfsorganisationen, die unter anderem die nur wenigen Aufklärungskampagnen realisieren, werden staatlich kontrolliert und in ihrer Arbeit behindert.

Umso mutiger von Vera Antonova, die sich mit UMKA um die Kinder, die unter der Stigmatisierung am meisten leiden, kümmert und Gruppenangebote für Frauen schafft, nach Deutschland zu reisen, um mit möglichst vielen Kolleg*innen ins Gespräch zu kommen. Bei uns ging es um die Vernetzung von XXelle, die Zusammenarbeit unserer Kolleginnen sowie explizit um HIV und Schwangerschaft. Hier war der Austausch über die HIV-Testung sehr wichtig. Trotz aller Restriktionen sei Russland da auf einem guten Weg. Vera informierte sich intensiv über unsere Vernetzungsstruktur und über die Zusammenarbeit der unterschiedlichen Hilfsangebote, seien sie staatlich, kommunal, kirchlich oder von Vereinen organisiert.

Der Blick nach außen bestärkt uns in unserer Sicht, wie richtig die Entscheidung der Bundesregierung in den 1980er-Jahren war, die HIV-Prävention strukturell aufzuteilen, Zielgruppen einzubeziehen und auf jegliche Suchstrategie zu verzichten. Darüber hinaus sind wir sensibilisiert für jede auch noch so kleine Stigmatisierung, der wir entschieden entgegentreten müssen.

Termine

Hier finden sie alle Termine und Aktivitäten der nächsten Wochen

mehr