2016-10-28: Petra Hielscher ist 20 Jahre bei der Aidshilfe NRW
Petra Hielscher kann im Oktober auf 20 Jahre Tätigkeit in der Aidshilfe NRW zurückblicken. 20 Jahre Frauenarbeit in einer Aidshilfe. Begonnen hatte es damit, dass der Landesverband eine Mitarbeiterin für das neue ZSP-Verfahren suchte, in dem die Landesmittel für zielgruppenspezifische Prävention bereitgestellt werden. Petra wurde eingestellt, um an der Vergabe von Geldern für einzelne, dort vorgestellte Projekte mitzuwirken, vor allem, um die Anträge der Frauenprojekte zu beraten, beurteilen und begleiten. Das war ihr Einstieg. Darüber hinaus vernetzt sie heute in der Landesgeschäftsstelle der Aidshilfe NRW die Angebote für Frauen mit HIV/Aids in NRW, ist die Ansprechpartnerin der Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Frauen und HIV/Aids und koordiniert den Bereich Aids, Kinder und Jugendliche. Bei allem kommt der Vernetzungsarbeit eine zentrale Rolle zu. Petras Rückblick auf ihre letzten 20 Jahre ist auch entsprechend geprägt von zahlreichen diesbezüglichen Aktivitäten.
Die LAG Frauen und HIV/Aids war die erste und ursprüngliche Vernetzungseinheit im Frauenbereich auf Landesebene. In ihr versammeln sich zahlreiche NRW-weite Beratungsstellen rund um das Thema Frauen und HIV/Aids. Sie ist das Herzstück, von dem aus die meisten weiteren Verbindungsfäden gesponnen wurden und werden. Intern, also innerhalb der LAG, sind im Laufe der Jahre bedarfsorientiert kleinere regionale Verbindungen entstanden, die ihre Angebote für Frauen bündeln. Aus den damals „Runde Tische“ genannten Treffen entstanden im Lauf der Jahre XXelle Westfalen, XXelle Ruhrgebiet und XXelle Rheinland. Durch die Zusammenarbeit einzelner Aidshilfen innerhalb einer Region können Veranstaltungen und Treffen angeboten werden, für die eine Aidshilfe allein unter Umständen nicht genug Interessentinnen hätte finden können. Als Beispiel ist an dieser Stelle das regelmäßig stattfindende Ariadne-Treffen zu nennen, zu welchem Frauen aus dem westfälischen Raum und bei Wunsch auch darüber hinaus eingeladen sind.
Eine Vernetzung ganz anderer Art ist XXelle PLUS. Hier engagieren sich Aktivistinnen mit HIV aus NRW gemeinsam und öffentlich für eine Verbesserung der Lebensumstände von HIV-positiven Frauen.
Auf thematischer Ebene entstanden Kontakte und Kooperationen zwischen einzelnen Aidshilfen und anderen naheliegenden Berufsgruppen und Interessenverbänden wie dem Hebammenverband NRW, dem bundesweiten Berufsverband Erotische und Sexuelle Dienstleistungen oder einzelnen Sexarbeits-Beratungsstellen wie Madonna in Bochum oder Kober in Dortmund. Und das ist nur eine exemplarische Auswahl.
Auf Landesebene vertritt Petra die Frauenarbeit auch in Ausschüssen und Verbänden, die zu dem Thema HIV und Aids keinen direkten Bezug haben. Zum Beispiel ist sie Mitglied im Fachausschuss Frauen des Paritätischen Wohlfahrtsverbands NRW und früher auch im Netzwerk Frauen und Gesundheit, als dies noch existierte.
Bundesweit tritt Petra als Vertreterin des Landesverbandes in der Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) Frauen der Deutschen AIDS-Hilfe auf.
Gemeinsam entwickelte die LAG im Lauf der Jahre hilfreiche Vernetzungsinstrumente. So wurde ein mehrsprachiger, landesweiter Infopool mit Adressen von Organisationen, die diskriminierungsfrei im Bereich HIV/Aids arbeiten und mit den regionalen Aidshilfen in Kontakt stehen, ins Leben gerufen. Mit Entstehung der digitalen Informationstechnologie kamen die eigene Homepage xxelle-nrw.de und ein monatlicher Newsletter hinzu.
Eine erste Hilfe war 1999 die Bereitstellung eines Eindruckplakats „Frauen und AIDS in NRW – POSITIV LEBEN“, mit dem auf regionale Aktionen und Veranstaltungen aufmerksam gemacht werden konnte, im Lauf der kommenden Jahre folgten weitere. 2002 trat die LAG erstmals als politisches Gremium zum Europride in Köln auf. Die Frauen protestierten gegen die existenzbedrohende haushaltswirtschaftliche Sperre des Landes NRW mit ihren massiven finanziellen Ausgabenkürzungen. 2003 bot sich der LAG mit dem Besuch der nordrhein-westfälischen Gesundheitsministerin Birgit Fischer die Gelegenheit, ihre Arbeit vorzustellen und miteinander zu diskutieren. Damals stellte sich eine HIV-positive Frau mit Migrationshintergrund für die Fragen der Ministerin zur Verfügung. Man sprach in erster Linie über die Inhalte der Arbeit, über die eigene Professionalität, um zu untermauern, wie sinnvoll die Fördergelder des Landes investiert waren.
XXelle trat zum ersten Mal 2005 in Erscheinung. Die neue Marke sollte helfen, die Präsenz der Frauenthemen in Aidshilfen profilierter nach vorn zu stellen, Werbung dafür zu machen und um mehr, auch finanzielle, Unterstützung zu bekommen. Heute wird der Name XXelle genutzt für die gesamte Vernetzungsarbeit und den Informationstransfer. XXelle ist die Marke der landesweiten Frauenarbeit im Bereich Frauen und HIV/Aids in NRW.
"Ohne landesweite Vernetzung", sagt Petra heute, "könnte ich meine Arbeit nicht machen." So hat sie engen Kontakt zur Basis, ob nun in Oberhausen oder in Bonn. Sie erfährt landesweit, was die Frauen in ihren jeweiligen Aidshilfen brauchen und kann entsprechend handeln.
Natürlich bedarf jede Vernetzung auch der ständigen Arbeit und Überprüfung. Sie ist nie statisch, sondern muss immer wieder auf ihre Sinnhaftigkeit überprüft werden. Auch muss sich jedes Mitglied aktiv einbringen. Das bedeutet viel Aufwand, aber auch viel Unterstützung und gebündeltes Know How. Die Zusammenarbeit ergibt sich vor Ort je nach Bedarf oder innerhalb des Landesverbandes durch gemeinsame Arbeitsschwerpunkte einzelner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Auch die AG Öffentlichkeitsarbeit der LAG Frauen ist gerade hier eine wichtige Unterstützung.
Die LAG und damit die gesamte Vernetzungsstruktur ist in den 20 zurückliegenden Jahren immer weiter professionalisiert worden. Und sie wächst … hoffentlich noch viele weitere Jahre – zusammen mit Petra.
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